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"Sie gehen vielleicht etwas weit--aber--drum und dran--er ist kein guter
Mensch, wir wissen's alle laengst. Und es ist wahr, es giebt Dinge, die
kann man schwer vergessen. Man streitet sich, hat verschiedene
Ansichten, sagt sich die Wahrheit, aber niemand will laecherlich gemacht
werden. Das liegt einmal im Menschen darin sind wir alle gleich!"
"Und wir haben recht!" fiel Carin ein. Und ablenkend fuhr sie fort:
"Immer wieder frage ich mich, wie konnten Tressens diese Heirat zugeben,
und wie konnte Grete sich in den Menschen verlieben? Sie brauchte doch
wahrlich nur die Hand auszustrecken.--Ich weiss wohl, was Sie sagen
wollen. Beide Teile glaubten so am besten ihren Vorteil wahrzunehmen!
Aber welcher Vorteil erwaechst ihnen denn aus der Heirat? Wissen Sie,
Herr Hederich," hier senkte Carin die Stimme, "was mir Frege neulich
mitgeteilt hat? Bei einer Auseinandersetzung zwischen ihm und Frau
Cromwell, worin auch des Schriftstuecks--Sie wissen, der
Erbteilverschreibung--Erwaehnung gethan sei, habe Frau Cromwell ihm den
Wortlaut mitgeteilt, und er, Frege, koenne darauf schwoeren, dass das von
ihm damals abgeschriebene Dokument ganz anders--natuerlich viel guenstiger
gelautet habe. Brecken hat also--" hier schossen Carins Augen
unheimliche Blicke--"sicher eine Faelschung begangen!"
"O nein, nein, Fraeulein Carin," fiel Hederich erschrocken ein und sprach
wieder das Wort Carin sehr breit. "Da gehen Sie doch wieder zu weit! So
schlecht und so unvorsichtig ist Brecken nicht. Im Gegenteil! Er ist
schlau, und er waere es noch mehr, wenn--drum und dran--ihn sein Blut
nicht oftmals fortreissen thaete." Und forschend schloss er: "Hat Frege
Frau Theonie denn auch so etwas gesagt?"
Carin nickte.
"Und was hat sie erwidert?
"Sie glaubt's nicht. Frau Cromwell ist ja ueberhaupt eine sehr
eigentuemliche Frau. Sie strebt immer in erster Linie, gerecht und billig
zu sein, obgleich sie, wie wenige Menschen, das Schlechte verabscheut.
Einerseits dieser Grundzug ihres Wesens--denn ihre hervortretende
gelegentliche Kuerze und Strenge sind auch nichts anderes als ein
Ergebnis ihrer wahrhaftigen Natur--und andererseits die Pietaet, welche
sie fuer alles an den Tag legt, was den Namen Brecken traegt, machen sie
ungewoehnlich nachsichtig gegen ihren Vetter. Sie hofft noch immer, dass
er sich aendert, und ihr gegenueber spielt er ja auch eine recht gute
Komoedie!--Wie geht's denn eigentlich in Holzwerder? Vertragen sich die
Jungen
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