gut, Nellie," meinte Ilse. "Wie ist es dir nur moeglich,
stets so sanft und geduldig zu sein? Ich kann das nicht!"
"O, du lernst schon, Kind. Wirst noch eine ganz zahme, kleine Vogel sein!"
entgegnete Nellie.
Um elf Uhr ging Ilse hinunter in das Konferenzzimmer. Als sie eintrat,
fand sie mehrere Lehrer und einige Lehrerinnen anwesend. Sie sassen um
einen Tisch, Fraeulein Raimar nahm den Platz obenan ein.
"Tritt naeher, Ilse," sagte sie und machte mit einigen freundlichen Worten
die neue Schuelerin mit ihren zukuenftigen Lehrern bekannt. Darauf liess sie
sich die Schreibhefte reichen. Das Aufsatzbuch fiel ihr zuerst in die
Hand. Sie blaetterte und las darin, und einigemal schuettelte sie den Kopf.
"Oft recht gute und klare Gedanken," bemerkte sie zu dem neben ihr
sitzenden Lehrer der deutschen Sprache, Doktor Althoff, "und dabei diese
oberflaechliche, fluechtige Schrift. Sehen Sie einmal, {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}uns{~SINGLE LEFT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~} mit einem {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}z{~SINGLE LEFT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}
geschrieben - {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}Land{~SINGLE LEFT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~} mit einem {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}t{~SINGLE LEFT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}. Da werden wir viel Versaeumtes
nachzuholen haben. Wie schreibst du {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}Land{~SINGLE LEFT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}, Ilse, buchstabiere einmal."
Ilse konnte unmoeglich diese Frage fuer ernst halten. War sie denn ein
kleines Maedchen aus der A-B-C-Klasse? Sie zoegerte mit der Antwort.
Die Vorsteherin indes war nicht gewoehnt zu scherzen, sie sah erstaunt die
schweigende Ilse an.
"Wie du Land schreibst, moechte ich von dir wissen," wiederholte sie noch
einmal in bestimmtem Tone, der jeden Zweifel, ob er ernst gemeint sei oder
nicht, benahm.
Ilse kraeuselte etwas unwillig die Stirn, zog die Lippe in die Hoehe und
buchstabierte so schnell, dass man ihr kaum folgen konnte: L-a-n-d. Den
Blick hatte sie zum Fenster hinausgewandt, um Fraeulein Raimar nicht
anzusehen.
"Also nur fluechtig, ich dachte es mir," sagte diese. "Wenn du in Zukunft
deine Aufsaetze machst, wirst du sehr aufmerksam sein. Fehler, wie ich sie
in deinen Aufgaben finde, kommen bei uns nicht mehr in der dritten Klasse
vor."
Es wurden nun Ilse Fragen in den verschiedensten Faechern vorgelegt.
Manchmal fielen die
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