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heute deinen harten Sinn, so hast du gewonnen fuer alle Zeit!" Sie hatte warm und eindringlich gesprochen, und in ihren braunen Augen standen Thraenen. Ilse war auch seltsam ergriffen von ihren Worten, aber Abbitte thun, - das konnte sie trotzdem nicht. "Ich kann es nicht," sagte sie zoegernd, aber bestimmt. "Du willst nicht, aber du musst," entgegnete Fraeulein Guessow im hoechsten Grade erregt. "Gott! giebt es denn kein Mittel, dass ich dich von deinem Starrsinn heilen kann!" - "Komm, setze dich zu mir," fuhr sie ruhiger fort, "ich will dir eine wahre Geschichte von einem trotzigen, widerspenstigen Maedchenherzen erzaehlen, das sein Lebensglueck einer kindischen Laune opferte, und wenn du dann noch sagen wirst: {~SINGLE RIGHT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~}Ich kann nicht,{~SINGLE LEFT-POINTING ANGLE QUOTATION MARK~} dann gehe hin und folge deinem harten Kopfe, - ich werde nie wieder den Versuch machen, ihn zu beugen ..." Noch niemals hatte jemand in einem so ueberzeugenden Tone zu Ilse gesprochen, derselbe verfehlte seine Wirkung nicht. Willig und gehorsam setzte sie sich der jungen Lehrerin gegenueber und sah erwartungsvoll und gespannt auf sie. Der haessliche, trotzige Ausdruck schwand aus ihrem Gesichte und wer sie jetzt sah, wuerde nicht geglaubt haben, dass diese Ilse und die andre, die sich vor kaum einer Stunde so wild und unbaendig betragen, ein und dieselbe sei. Fraeulein Guessow hatte den Kopf auf das Fensterbrett gestuetzt und blickte gedankenvoll hinaus in den Garten. Ihr blasses Gesicht hatte sich leicht geroetet und um den Mund lag ein schmerzlicher Zug. Es schien fast, als ob ein heftiger Kampf in ihr arbeite, als ob es ihr schwer werde, mit dem ersten Worte zu beginnen. Ploetzlich erhob sie sich. "Es ist hier so drueckend und schwuel," sagte sie und oeffnete die Fensterfluegel. Ein erquickender Luftzug stroemte ihr entgegen, ein Gewitter war im Anzuge. Sausend fuhr der Wind durch die Wipfel der Baeume, in der Ferne grollte der Donner. "Wie das wohl thut," fuhr sie mit einem tiefen Atemzuge fort, "die Hitze lag mir schwer wie Blei auf der Brust. - Wie alt bist du, Ilse?" unterbrach sie sich ploetzlich wie in halber Zerstreuung. "Im naechsten Monat werde ich sechzehn Jahre." "Sechzehn Jahre!" wiederholte die Lehrerin, "dann bist du alt und auch verstaendig genug, denke ich, die traurige Geschichte meiner Jugendfreundin zu begreifen. Hoer' zu. "Es war einmal ein junges, froehliche
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