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hatte noch nie eine so grosse Reise gemacht. Auf jeder Station schaute sie mit neugierigen Augen hinaus, jedes Bahnwaerterhaeuschen amuesierte sie. Ueber all den neuen Eindruecken, die sich ihr aufdraengten, trat der Trennungsschmerz in den Hintergrund. Spaet am Abend, es war zehn Uhr vorbei, langten sie in W. an. Natuerlich uebernachtete Ilse mit ihrem Vater im Hotel, erst am andern Morgen sollte sie in ihre neue Heimat eingefuehrt werden. Als es am naechsten Tage neun Uhr schlug, stand Ilse fertig angezogen vor ihrem Papa. Sie sah in ihrem grauen Reisekleide und den zierlichen Lederstiefeln ganz allerliebst aus. Unter dem runden, weissen Strohhute, der mit einem Feldstraeusschen und schwarzen Samtband aufgeputzt war, fielen die braunen Locken herab. Die schoenen, grossen Augen blickten heute nicht so froehlich wie sonst, sie hatten einen aengstlich erwartungsvollen Ausdruck, und um den Mund zuckte es in nervoeser Aufregung. "Dir fehlt doch nichts, Ilschen?" fragte Herr Macket und sah sein Kind besorgt an. "Du bist so blass, hast du schlecht geschlafen?" Die herzliche Frage des Vaters loeste mit einemmal die unnatuerliche Spannung in Ilses Wesen. Sie fiel ihm um den Hals, und die bis dahin trotzig zurueckgehaltenen Thraenen brachen mit aller Macht hervor. "Aber Kind, Kind," sagte Herr Macket sehr geaengstigt durch ihre Leidenschaftlichkeit, "du wirst ja nicht lange von uns getrennt bleiben. Ein Jahr vergeht schnell, und zu Weihnachten besuchst du uns. Komm, Kleines, trockne die Thraenen. Du musst dir das Herz nicht schwer machen. Du wirst uns fleissig Briefe schreiben und die Mama oder ich werden dir taeglich Nachricht geben von uns, von allem, was dich in Moosdorf interessiert." Und er nahm sein Taschentuch und trocknete damit die immer von neuem hervorbrechenden Thraenen seines Kindes. Der Oberamtmann befand sich in einer gleich aufgeregten Stimmung wie sein Kind, es wurde ihm nicht leicht zu troesten, wo er selbst des Trostes beduerftig war. So schwer hatte er sich die Trennung nicht gedacht, er wuerde sonst nicht darein gewilligt haben; aber da er das einmal gethan hatte, wollte er sich in die Notwendigkeit fuegen. Er strich Ilse das Haar aus der Stirn und setzte ihr den herabgesunkenen Hut wieder auf. "Komm," sagte er, "jetzt wollen wir gehen. Nun sei ein verstaendiges Kind." "Die Mama soll mir nicht schreiben!" stiess Ilse schluchzend heraus, "nur deine Briefe will ich haben! Meine Briefe an dich
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