Hederich, sie _wollen_ einen Anlass, um die ihnen laestigen Menschen, ihre
Eltern, aus dem Hause zu bringen."
Bei diesem Schlusssatz brachen der Frau die Thraenen stromweise aus den
Augen, und so bitter schluchzte sie in ihrem Schmerz und Kummer, dass dem
braven Hederich auch das Wasser unter die Wimpern trat. So war's denn
nun da, was Carin schon oft und erst juengst wieder als bevorstehend
prophezeit hatte: Ein boeses Ende werde es nehmen in nicht allzulanger
Zeit zwischen denen oben und denen unten! Und nun wuerde auch bald sein,
Hederichs, Schicksal sich entscheiden, denn er war entschlossen, mit
seiner Meinung nicht zurueckzuhalten. Ja, er wollte mit Grete sprechen;
sie sollte hoeren, was er dachte!
Und Tressens noch zuzureden, war gegen seine innerste Ueberzeugung. Er
glaube selbst, es sei wohl das beste, aeusserte er, dass sie sich in
Elsterhausen einrichteten oder sich etwa Streckwitz's Besitz pachteten.
Sicher wuerden sich solche Auftritte wiederholen, und ihnen aus dem Wege
zu gehen, sei nur ratsam; jetzt sei noch Geneigtheit zur Versoehnung auf
beiden Seiten vorhanden, spaeter aber koenne sich ein unheilvoller Bruch
daraus entwickeln.
"Drum und dran, es ist nun einmal so. Sich keinen Illusionen hinzugeben,
ist immer weise, wenn's auch hart, betruebend und schwer ist, sich auf
den Boden der Thatsachen zu stellen."
"Ja, so meine ich auch, Hederich, und doch, wenn ich denke, dass wir wie
Ueberzaehlige aus dem Hause gehen, dass wir unser geliebtes Holzwerder
verlassen sollen, dann ist's mir, als ueberfiele mich eine unheilbare
Krankheit. Sie ahnen nicht, wie mein Gemuet beschwert ist. Seit heute
nachmittag pocht mir das Herz vor Aufregung. Das, das ist das Ende!"
stiess sie, in grenzenloser Schwermut vor sich hinstarrend, heraus. "Ja,
ja, Geld! Geld! Wir sollten nur das Vermoegen haben, die Kinder sollten
nur von uns abhaengig sein! Wie ganz anders wuerde es dann aussehen!"
Sie weinte wieder, des Lebens Jammer erfasste sie mit ganzer Gewalt, sie
war betruebt zum Sterben, aber jetzt nicht aus der Vorstellung,
Holzwerder verlassen zu sollen, sondern aus dem Schmerz enttaeuschter
Mutterliebe.
Es war richtig. Ihre Tochter kannte nur sich! Der goettliche Funke warmer
Liebe war in Gretes Herz nie zur Flamme geworden, und jetzt drohte
selbst der Funke zu verloeschen.--
* * * * *
Als am kommenden Tage Tankred nach Erledigung seiner
Vormittagsgeschaefte mit seiner Frau bei
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