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mit nicht genug. Mein Schwiegersohn, dem
ich schon angesehen, dass er sich ueber meine Aeusserung von vorhin geaergert
hatte, und dessen Stimmung durch diesen Vorfall nicht besser geworden
war, packte Anna am Arm und stiess sie in rohester Weise zur Thuer hinaus.
Draussen befahl er der Misshandelten,--ich hoerte es,--sofort ihre Sachen
zu packen und innerhalb einer Viertelstunde das Haus zu verlassen. Was
aus ihr werde, sei ihm gleichgueltig, und Lohn bezahle er nicht. Wolle
sie etwas, so koenne sie klagen. Zu meinem Unglueck nahm ich nach seiner
Rueckkehr gerechter Weise Partei fuer das Maedchen. Ich hielt beiden in
sanfter Weise vor, dass sie durch die wenig guetige Art, in der sie mit
den Leuten verkehrten, durch ihr fortwaehrendes Verschliessen und
Beaufsichtigen sie zum Widerstand anregten, statt Liebe und Interesse
fuer sich zu erwecken, und schloss mit der Bemerkung, dass ich doch stets
mit meinem Personal ausgekommen sei, waehrend jetzt fast kein Tag ohne
Verdruss hingehe.
Auf die Aeusserung gab zunaechst meine Tochter eine Antwort, indem sie in
einem zwar ruhigen, aber sehr entschiedenen Tone hinwarf: Ich haette
doch das feste Versprechen gegeben, mich niemals in ihre
Hausangelegenheiten zu mischen. Ich thue es aber taeglich. Bald moniere
ich, dass der Korridor unten von dem Diener nicht rein gefegt sei, bald
mache ich Bemerkungen ueber ihre Anordnungen. So habe ich mich juengst
ueber die Waesche geaeussert. Wenn zufaellig mal Zucker auf dem Tische fehle,
halte ich ihr eine Strafpredigt ueber ihre Sparsamkeit, und dass ich in
diesem Falle Partei fuer das impertinente Geschoepf genommen habe, das sie
fortwaehrend bestohlen und heute abermals einen Versuch gemacht habe, auf
diese plumpe und unglaublich unverschaemte Weise sich einen Vorteil zu
verschaffen, sei doch mehr als eigentuemlich von meiner Seite! Sie habe
Beweise dafuer, dass Anna sie bestohlen habe, und die Zuthaten seien heute
morgen von ihr ausgegeben.
Mit dem groessten Erstaunen hoerte ich, was meine Tochter sprach. Ich war
ganz ahnungslos. Wohl hatte sie hin und wieder bei meinen Bemerkungen
und Vorschlaegen sehr kurze Antworten gegeben, aber ich legte ihnen keine
Bedeutung bei, da ein gewisses schroffes Wesen ihr ja schon als Kind
eigen war. Was ich that, geschah aus bester Absicht, und es war mir gar
nicht in den Sinn gekommen, dass sie die Dinge so ernsthaft nehmen, viel
weniger, dass sie mich fortwaehrender Einmischungen in ihre
Angelegenheit
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