in die herrliche blaue See, von der
uns Herr Henkel schon so viel erzaehlt."
So plauderte das froehliche Maedchen dem armen Kind die Sorgen aus der
Stirn, bis der Steuermann kam sie abzuholen, und ihr den eigenen
Schlafplatz zu zeigen, der ihr im Zwischendeck, bei zwei anderen jungen
Maedchen und weitlaeufigen Verwandtinnen der Familie Rechheimer angewiesen
wurde. Sie sollte im Zwischendeck essen und schlafen, hatte aber die
Erlaubniss ueber Tag, oder wenn sie sonst von ihrer jungen Herrin gebraucht
wurde, mit in der Cajuete und auf dem Quarterdeck zu sein.
Der Capitain hatte aber doch endlich seinen "Schwalbenschwanz ueber die
Haende" bekommen, wie der zweite Steuermann meinte, und kam jetzt, in
blauer Tuchhose und Jacke, in der er sich vor Behagen ordentlich
schuettelte, mit einer grauen Tuchmuetze auf und die Fuesse, wie es an Bord
gebraeuchlich ist, in Struempfen und Schuhen, an Deck, die noethigen Befehle
des Unterwegsgehens selbst zu geben. Der Anker, der indessen von den
Leuten nur gelueftet worden, kam, unter dem froehlichen Singen der
Mannschaft, denen eine Menge der Deckpassagiere bereitwillig half, nach
oben, die Raaen wurden herumgebrasst, die Segel fielen geloesst nieder und
fassten, wie die Schoten ausgeholt wurden, den Wind, und langsam bewegte
sich zum ersten Mal der maechtige Bau durch die truebe Weserfluth stromab.
Die Passagiere standen dicht gedraengt an Deck, und vorn auf der Back des
Vorcastles die Leute, hie und da noch Bekannten am Ufer zuwinkend, und
Gruesse fuer Andere hinueberrufend. Viele der Frauen schwenkten dabei, als sie
das Ufer mehr und mehr verliessen, ihre Tuecher, aber sie wussten nicht wem,
und es galt auch wohl mehr dem Lande selbst, als den Menschen die darauf
standen, und ihnen ziemlich theilnahmlos und gleichgueltig nachschauten;
sie sahen taeglich so viele Schiffe mit Auswanderern in See gehn -- das war
eins mehr, weiter Nichts.
Eine alte Frau stand auch an Deck, hielt sich mit der linken Hand an der
Schanzkleidung und sah hinueber nach dem Land, dessen Haeuser und
Baumgruppen sie hinter sich liessen und langsam an dem niederen kahlen Ufer
hinglitten. Es war die alte Mutter des Webers aus Zurschtel, und sie
winkte mit der rechten Hand hinueber und murmelte halblaut und mit dem Kopf
dazu nickend und schuettelnd vor sich hin:
"Adje Leberecht -- adje Zurschtel und die alte Linde, das Haus und der
Garten und die Astern -- s'ist vorbei -- s'ist Alles vorbei, und sie sollten
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