iessen konnten die Aermel
selber aufzustreifen. Nichtsdestoweniger kleideten sie sich immer mit
grosser Sorgfalt und reiner Waesche, ihren ganzen mitgenommenen Vorrath
erschoepfend, und setzten sich nicht selten dem Gespoette der Seeleute und
uebrigen Passagieren aus, wenn sie mit ihren "Geh zur Kirche" Kleidern,
gewichsten Stiefeln und den Cylinderhut auf, an Deck erschienen.
"Nun Herr Steinert, wollen Sie an Land?" toente dann die unermuedliche Frage
von jeder Lippe, und Herr Mehlmeier wurde gewoehnlich beauftragt irgend
verschiedene Kleinigkeiten zu besorgen, und um Gotteswillen die Zeitung
nicht zu vergessen. Mehlmeier hatte dabei die wunderliche
Eigenthuemlichkeit, dass er zu seiner Rede consequent die falschen und sehr
gewoehnlich die genau verkehrten Gesticulationen machte; so nickte er, wenn
er nein sagte regelmaessig mit dem Kopf, und schuettelte diesen bei ja, und
wenn er sich mit Jemandem zankte, was in dem Zwischendeck eines Schiffs
etwa keineswegs selten vorkoemmt, so faltete er dabei die Haende und sah
den, dem er manchmal die groessten Grobheiten sagte, so bittend und
freundlich an, dass sich der Streit jedesmal in ein lautes Gelaechter
aufloeste, und die Partheien sich versoehnen mussten, sie mochten wollen oder
nicht.
Die Weberfamilie aus Zurschtel ging den Anderen uebrigens vorzueglich mit
gutem Beispiel voran; der Mann, wie nur die ersten Tage an Bord mit
Krankheit und deren Nachwehen ueberstanden waren, arbeitete von frueh bis
spaet, half dem Koch in der Kueche und den Matrosen wo er nur konnte an
Tauen und Segeln, und war freundlich und gefaellig gegen Jedermann, waehrend
die Frau die erste war, die ihren Waschtrog herrichtete und sich den
Cajuetspassagieren anbot ihre Waesche fuer ein Billiges so gut zu waschen und
herzustellen, wie es eben an Bord eines Schiffes moeglich war. Lobensteins
machten auch zuerst Gebrauch davon; die Frau Professorin besonders wurde
die erste Kunde der wackeren Frau, und ihr schlossen sich die anderen
Damen an, das getragene Zeug wenigstens auswaschen zu lassen und rein
hinzulegen, bis es in New-Orleans mit frischem Wasser und Buegeleisen
ordentlich in Stand gesetzt werden konnte. Auch Fraeulein von Seebald fand
Gefallen an der Frau und stellte sich manchmal neben sie, ihr bei ihrer
Arbeit zuzusehn. Sie musste ihr dann von sich und ihrem Leben zu Hause
erzaehlen, was sie dort getrieben und wie sie existirt, und das poetische
Fraeulein schoepfte dabei ein suesses Gift a
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