us dem "Zauber des Landlebens" wie
sie es nannte, und dem sie sich ja auch in dem freien schoenen Amerika ganz
hinzugeben gedachte.
Die Unterhaltung mit der Webersfrau zog aber noch, schon am zweiten Tage,
einen Dritten in das Gespraech; der Dichter Theobald, der unfern davon auf
einem Wasserfass, mit dem Ruecken an die Huehnerkasten gelehnt sass, und sein
offenes Taschenbuch vor sich an einem Bleistift kaute, wurde aufmerksam
gemacht durch einige bilderreiche Bemerkungen der jungen Dame, schloss sein
Buch und naeherte sich ihr schuechtern. Sie hatten bis jetzt noch kein Wort,
hoechstens einen stummen Gruss, wenn man sich Morgens zuerst sah,
gewechselt, denn den Zwischendeckspassagieren war das Betreten der Cajuete
oder selbst des Hinter- oder Quarterdecks nicht gestattet; ja sogar von
den Cajuetspassagieren sehen es die meisten Capitaine nicht gern, wenn sich
diese mit dem "anderen Theil" in ein Gespraech einladen oder gar oefter
zusammenkommen wollten. Capitain Siebelt war uebrigens nicht so streng, und
wenn ihm nur die Zwischendeckspassagiere vom Quarterdeck wegblieben, wohin
sie ihm aber unter keiner Bedingung kommen durften, liess er seinen
Cajuetspassagieren ziemlich freien Willen.
"Sie sehnen sich nach dem Land, mein gnaediges Fraeulein, wie ich hoere"
mischte sich also Theobald in das Gespraech -- "bietet ihnen denn die See
nicht des Grossen, des Erhabenen so unendlich viel, dem duerstenden Geist
wenigstens Nahrung zu geben auf Monate?"
"Sie haben recht" sagte Fraeulein von Seebald mit leichtem Erroethen -- "wir
Menschen sind ungenuegsam, und verdienen eigentlich gar nicht all das
Schoene und Grosse, was uns von unserem Schoepfer in so reichem Masse geboten
wird, aber dennoch, trotz dem grossartigen, bewaeltigenden Eindruck den das
Meer auf mich gemacht, und der mich in den ersten Tagen so erschuetterte
dass ich ihm gar nicht zu begegnen wagte und mich in meinem stillen
Kaemmerlein erst langsam auf das Ertragen dieser Groesse vorbereiten musste,
fuehle ich manchmal eine Leere, die ich nicht auszufuellen im Stande bin."
Theobald dachte unwillkuerlich an seine Zahnschmerzen, sagte aber seufzend:
"Wohl kann ich mir Ihre Gefuehle versinnlichen, gnaediges Fraeulein. Der
zartdenkende Mensch empfindet anders als der rohe; er geniesst aber auch
dafuer mehr und wuerdiger, und das Bewusstsein desselben ist ihm zugleich der
Lohn; nur sich da nicht mittheilen zu koennen, das Bewusstsein mit sich
herumzutragen das Al
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