uete hatte, auch viel besser, oder doch eben so gut zu verabreichen
verstehn, wie "so ein Doktor." Die Passagiere ueberliess er ihm aber doch,
eben weil es "blos Passagiere" waren, behielt sich uebrigens die Behandlung
seiner Leute vor.
"Herr Capitain, ich moechte Sie um den Schluessel zur Medicinkiste bitten"
sagte am Morgen des dritten Tages, als sie in den Atlantischen Ocean
eingelaufen waren, der Doktor zu dem Selbstherrscher der Haidschnucke.
"Na, wat is nu all wedder?" frug "de Captein," der nur gezwungen mit
seinen Passagieren hochdeutsch sprach, und wenn er boese oder recht guter
Laune war, am liebsten in das ihm weit gelaeufigere und natuerlichere Platt
zurueckfiel, nur dann und wann, wenn es ihm gerade wieder einfiel ein paar
hochdeutsche Worte mit einmischend.
"Einer der Leute klagt ueber Schmerzen in der Brust, und ich fuerchte fast,
dass da vielleicht ein chronisches Leiden --
"Ah papperlapapp" brummte der alte Seebaer, "in de Krone sitzt's em nich --
in de fulen Knoken. Ene richtige Porschon Soalts un en reguleres
Braekmiddel ver vor un achter ut, nachens fall e woll spudig beter wern."
Kein Protestiren half dagegen; Capitain Siebelt hatte den festen Glauben
dass ein Matrose gar nicht krank werden koenne, keinenfalls aber krank
werden _duerfe_, so lange er sich auf die Reise "verakkordirt" haette und
dass also Alles, was die Kerle davorn von "Krone oder Bunk praalten, man
blaue Dunst waere." Sobald sich also ein Matrose bei ihm krank meldete,
bekam er als erste Dosis eine Handvoll Glaubersalz und keinen Schnaps zum
Fruehstueck; das half schon gewoehnlich, und die Leute kamen selten das
zweite Mal, wollte er dann noch immer nicht besser werden, d. h. blieb er
"verstockt" dann musste er ein Brechmittel schlucken, und zwar gleich in
der Cajuete, nicht etwa die Medicin mit nach vorn nehmen, wo sie eben so
sicher ueber Bord gegangen waere. Das half dann jedesmal, denn die dritte
Kur war Glaubersalz und Brechmittel zusammen und die hatte sich nur erst
ein Einziger geholt, der war aber ein solcher "Cujon wehst", dass er sich
aus lauter "Cunterdikschen" hingelegt hatte und gestorben war.
Doktor Hueckler war keiner von den Leuten, die einer praktischen Erfahrung
ihr Ohr verschliessen; er liess sich ueberzeugen und der Capitain curirte die
Leute nach wie vor auf seine eigene Hand und Manier.
Um also auf das gesellschaftliche Leben an Bord zurueckzukommen, so war
Hieronymus Hueckler hier zum ersten Mal in
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