belebte
sich.
Fraeulein Amalie von Seebald lehnte an der Railing des Quarterdecks -- es
war Morgens um zehn Uhr, und die meisten der uebrigen Damen noch nicht
sichtbar -- und schaute, mit den weissen Fingern der linken Hand in ihren
Locken spielend, traeumerisch ueber das Meer hinaus. Der Untersteuermann
hatte die Wacht und sass, ein Leesegel ausbessernd, auf einer niederen Bank
kaum drei Schritte von ihr.
"Wie wundervoll ist doch die See", sagte die Dame, ein Gespraech mit dem
Seemann anknuepfend, dem ja das Meer Beruf geworden, und der es sich nicht
gewaehlt haben wuerde, wenn nicht sein Herz an den blauen Wogen hing -- "wie
herrlich schatten sich jene dunklen Tinten gegen die leisen lichten
Kraeuselwellen ab, die von ihnen, wie zarte Kinder getragen, in dem Kuss des
Zephyrs zu vergehen scheinen."
Der Untersteuermann sah die Dame mit einem halbscheuen Seitenblick an; er
hatte keinesfalls verstanden was sie sagte, auch keine Idee dabei dass sie
ihn angeredet, und glaubte wahrscheinlich sie spreche mit sich selber,
Fraeulein Amalie aber fuhr langsam und schwaermerisch fort:
"Wie weich und duftig liegt des Aethers Halle auf dieser Fluth, und woelbt
sich zum Dom ueber der unerforschten Tiefe -- oh ist es nicht schoen -- nicht
gottvoll auf der See, Steuermann?"
Elkig, wie der Untersteuermann hiess -- also bei seinem Titel und direkt
angesprochen, musste wenigstens eine Antwort geben, drehte also den Kopf
halb nach der Dame um, dass er einen Blick auf das Wasser bekam, spuckte
seinen Tabackssaft ueber Bord und sagte, sich mit dem Ruecken der linken
Hand die Lippen wischend.
"Ach ja, s'ist recht hibsch."
"Welchen kalten Ausdruck gebrauchen sie dafuer," verwies ihn aber die Dame
-- "wie laesst sich das Erhabene dieses Anblicks in solche Sylbe fassen,
_huebsch_; aber die Gewohnheit stumpft uns selbst gegen das Gewaltige ab,
und ich habe mir erzaehlen lassen, dass z. B. am Niagara-Fall Menschen
wohnen, die nicht einmal mehr das donnernde Brausen des Riesensturzes
hoeren."
"Werden wohl taub davon geworden sein" meinte Elkig in unzerstoerbarer
Ruhe, indem er sich zugleich einen neuen Drath einfaedelte.
Fraeulein Amalie hatte gluecklicher Weise diese Bemerkung ueberhoert, ihr
Geist schweifte ueber der Tiefe, und ihre Gedanken nahmen einen anderen
Flug.
"Wie die Moeve dort mit dem Kreisschlag ihrer Fluegel die fluechtige Woge
streift, und dann fortzieht, weit und allein ueber die endlose Flaech
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