mit ihr anzufangen, soviel
Muehe ich mir auch gebe. Gewoehnlich thut sie das Gegenteil von dem, was ich
ihr sage. Bitte ich sie, ihre Aufgaben zu machen, so thut sie entweder,
als ob sie mich nicht verstanden hat, oder sie nimmt hoechst unwillig ihre
Buecher, wirft sie auf den Tisch, setzt sich davor und treibt allerhand
Nebendinge. Nach kurzer Zeit erhebt sie sich wieder und fort ist sie! Da
hilft kein guetiges Zureden, keine Strenge, sie will nicht! Frage den Herrn
Prediger, wie ungleichmaessig Ilses wissenschaftliche Bildung ist, wie sie
zuweilen sogar noch orthographische Fehler macht."
"Was kommt bei einem Maedchen darauf an," entgegnete Herr Macket und erhob
sich. "Eine Gelehrte soll sie nicht werden; wenn sie einen Brief schreiben
kann und das Einmaleins gelernt hat, weiss sie genug."
Der Prediger laechelte. "Das ist Ihr Ernst nicht, lieber Freund. Oder wuerde
es Ihnen Freude machen, wenn man von Ihrer Tochter sagte, dass sie dumm sei
und nichts gelernt habe! Ilse hat gute Anlagen, es fehlt ihr nur der
Trieb, die Lust zum Lernen. Beides wird sich einstellen, sobald sie unter
junge Maedchen ihres Alters kommt. Das Streben derselben wird ihren Ehrgeiz
wecken und ihr bester Lehrmeister sein."
Die Wahrheit dieser Worte leuchtete Herrn Macket ein, aber die Liebe zu
seinem Kinde liess es ihn nicht laut eingestehen. Der Gedanke, dasselbe von
sich zu geben, war ihm furchtbar. Nicht taeglich es sehen und hoeren zu
koennen, - ihm war als ob die Sonne ploetzlich aufhoeren muesse zu scheinen,
als solle ihm Licht und Leben genommen werden.
Frau Anne empfand, was in ihres Mannes Herzen vorging, liebevoll trat sie
zu ihm und ergriff seine Hand.
"Denke nicht, dass ich hart bin, Richard, wenn ich fuer den Vorschlag unsres
Freundes stimme," sagte sie. "Ilse steht jetzt auf der Grenze zwischen
Kind und Jungfrau, noch hat sie Zeit, das Versaeumte nachzuholen und ihre
unbaendige Natur zu zuegeln. Geschieht das nicht, so koennte man eines Tages
unser Kind als unweiblich bezeichnen, waere das nicht furchtbar?"
Er hoerte kaum, was sie sprach. "Ihr wollt sie einsperren," sagte er
erregt, "aber das haelt sie nicht aus. Lasst sie erst aelter werden, es ist
dann immer noch Zeit genug, sie fortzugeben."
Dagegen protestierten Frau Anne und der Prediger auf das entschiedenste;
sie bewiesen, dass jetzt die hoechste Zeit sei, wenn die Pension noch etwas
nuetzen solle.
"Ich wuesste ein Institut in W., das ich fuer Ilse ausgezeichn
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