aechtigung. Wenn man auch
Herrn von Klamm einlud, wenn er auch zu den Ministerabenden entboten
wurde, so nahm man doch von Adelgunde keine Notiz.
Grade das nagte an der lebhaften und ehrgeizigen Frau. Als sie sich
einmal mit einem Gesandtschafts-Attache aus fuerstlichem Gebluet in einer
Abendgesellschaft begegnete, erklaerte sie bei den Eroerterungen ueber
Ehrgeiz und Erfolge, sie wuerde ihre hoechste Befriedigung darin gefunden
haben, als Mitglied eines Fuerstengeschlechtes geboren zu sein.
Und als der Artigkeiten gegen Frauen gewohnte Hofmann ihr erwidert
hatte, dass er allerdings glaube, dass kaum eine der Berliner Damen so
sehr die Allueren dazu besitze, wie sie, war sie uebergluecklich.
Sie hatte auch Alfred davon Mitteilung gemacht; sie hatte damit die
Absicht verbunden, ihm zu imponieren. Er aber hatte gesagt:
"Wenn du nur wuesstest, welche Freuden in der Welt ausgestreut liegen und
nur aufgehoben zu werden brauchen. Aber du willst nichts dazu thun, um
ihrer teilhaftig zu werden."
"Ach, bitte, Alfred, komm mir nicht wieder mit den Hinweisen auf das
Kraehen der Haehne und das Bruellen der Rinder auf dem Lande. Ich kann
einmal weder etwas Poetisches noch Melodisches darin finden. Ebenso geht
mir der Sinn dafuer ab, an den Krankenbetten alter Bauerweiber zu sitzen
und Christentum zu ueben. Ich finde es schrecklich! Und die kindische
Freude an vollen Leinenschraenken, selbstgemachten Handarbeiten,
Einmachen von Fruechten und Gurken geht mir nun einmal ebenso sehr ab,
wie das Interesse fuer die langweiligen Zeitungen mit ihrer Kritik, ihren
Luegen, ihren Uebertreibungen, ihrem Furchtmachen vor Kriegsgefahr und
anderer Sensationsmacherei! Ich kann es ja doch nicht aendern.
"Du sprachst neulich von Wohlthaetigkeitsvereinen! Nun ja! In ihnen hat
man wenigstens ein bischen Amuesement, man kommt mit Menschen in
Beruehrung. Aber dieser Frauenbewegungsuebereifer und all das entsetzliche
Reden ueber die verkannten Rechte unseres Geschlechtes treiben mich zum
Widerstand.
"Ich sage es frei, wie ich es meine. Sehr, sehr viele denken ebenso,
wagen es nur nicht auszusprechen."
"Ja, ja, du bist ein echtes Weltkind, du kannst froh sein, dass du nicht
auf Arbeit und Erwerb angewiesen bist, sonst wuerdest du anders reden,
Adelgunde. Und wenn du nur einmal auf dich Einfluss ausueben lassen
wolltest! Wenn du dich mit der Natur, mit Kindern und einfachen Leuten
abgeben, diese Menschen suchen und ihnen Interesse abzugewinn
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