treffenden Redaktion; im Herzen der
blonden Else steckt eine Ansichtskarte ihres Referendars ein verzehrendes
Feuer der Sehnsucht an; der Geheime Oberregierungsrat bekommt das
Schreiben eines 'Freundes', das ihm suggeriert, seine Stellung sei
erschuettert, und der Frau von Puttbus schreibt die Schneiderin ab. - Die
Aerzte koennen sicher rechnen, dass das, was sie in einer Woche aufbauen,
manchmal der Brieftraeger in zehn Minuten einreissen kann.
Und deshalb wuenscht das Ferienheim sehnlichst den Brieftraeger zum Kuckuck,
weil er die Ferienruhe stoert, weil in seiner schwarzen Tasche meist nichts
anderes steckt, als ermuedende Aufgaben aus der Schule des Lebens. Deshalb
bitten wir unsere Feriengaeste: Sagt euren Verwandten, gerade, weil wir uns
lieb haben, wollen wir uns einmal auf einige Zeit trennen. Schreibt nur im
Notfall an mich; alles Kleine lasst weg, erzaehlt es mir, wenn ich
heimkomme. Es wird mir dann lieb sein; es wird sein, als ob wir uns neu
gegeben waeren. Bedenkt, dass mir von der Leitung des Ferienheims, wenn ich
in zwei Wochen mehr als einen Brief erhalte, nahegelegt werden wird, das
Heim zu verlassen. Ich kann nicht Ferien machen, ich kann nicht
ausspannen, wenn mir die papierene Last immer am Fuss sitzt.
Das ist eine scheinbar harte Massregel des Ferienheims, die viele gehindert
hat, zu uns zu kommen, alle zu Sentimentalen; aber wir haben die Anordnung
als richtig erkannt und halten an ihr fest. Wer einen grossen Teil seines
Erholungsaufenthaltes an ein Postbuero binden will, soll anderswo hingehen.
Das ist, wenn ich so sagen darf, die negative Seite unseres
Heilverfahrens, das, was wir ausscheiden: Namen, Rang, Titel, moderne
Bekleidung, das Geld, die Uhr, die Zeitung, das unnuetze Briefschreiben
oder, wenn Sie es krasser sagen wollen, Verwandtschafts- und
Bekanntschaftsfesseln.
Sie merken schon, Mister John, dass ich an alte Klosterideale angeknuepft
habe. Nur, dass es sich eben nicht wie beim Kloster um die
Lebenseinrichtung ueberhaupt, sondern nur um eine Ferienpause des Lebens
handelt, und dass wir nicht aus religioesen, sondern aus sanitaeren
Beweggruenden handeln. Zur Seelsorge sind wir weder befaehigt noch berufen.
Aber - um auch diesen wichtigen Punkt zu beruehren - wir empfehlen allen
denen, die noch eine religioese Anschauung haben, aus reinster
Menschenfreundlichkeit, auf Grund dieser Anschauung einen recht tiefen
Herzensfrieden mit ihrem Herrgott zu machen; das ist die allergroesste
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