eber die Massen gemundet haben. Denn
der Hass gegen das aufbluehende Waltersburg ist zu gross, als dass nicht auch
die eselhafteste Luege, wenn sie nur gegen die Nachbargemeinde gerichtet
ist, in Neustadt Glauben faende. Wie schwer der Reinfall ist, moege
folgender Aufschluss bekunden: Mister Stefenson hat der von ihm
hochgeachteten Gemeinde Waltersburg, der vielgeschmaehten Stadt 'mit dem
weissen Lamm als Wappentier', eine Genugtuung geben wollen, indem er die
Neustaedter Bevoelkerung durch ihre eigene Zeitung aufsitzen liess. Mister
Stefenson hat - wie vorliegende Dokumente beweisen - die beiden
aufsehenerregenden Artikel, die natuerlich von A bis Z erfunden sind,
naemlich selbst geschrieben und gegen Zahlung von hundert Mark an den Herrn
Redakteur und Zahlung von dreihundert Mark an den Verleger in der
'Neustaedter Umschau' veroeffentlicht. So viel war ihm der Spass wert. Die
Neustaedter aber moegen nun die Zoologie nach einem fuer sie passenden
Wappentier gefaelligst selbst durchforschen."
Als Stefenson dieses kleine Manuskript gelesen hatte, drueckte er mir die
Hand.
"Ich danke Ihnen", sagte er anerkennend; "Sie sind gar nicht so
unamerikanisch."
*
Und ich bin doch ganz und gar unamerikanisch. Ich kann nicht einmal sagen,
dass ich ein reines Glueck im Herzen fuehlte, als ich unser Ferienheim so
fabelhaft schnell wachsen sah. Die Riesenscharen von Arbeitern bedrueckten
mich oft, und wenn ich sie abends in ihren grossen Baracken lachen und
laermen hoerte, dachte ich daran, wie schoen es war, als noch die stillen
Raine durch gruene Felder liefen. Ueberall Ziegelfuhren, aufgerissene Wege,
Kalk, Staub, Steine, Unordnung. Ich fuehlte mich auf diesen Bauplaetzen
ausserordentlich unbehaglich, und wenn ein schoener Baum zum Opfer fallen
muss, bereitet es mir Schmerz, als ob einem unschuldigen Freund ein grosses
Unrecht geschaehe.
Fuer den Architektenberuf bin ich verloren. Ich sehe nach dem Plane ein
Haus immer ganz anders, als es vor mir steht, wenn es fertig ist. Ich
glaube, ich sehe alles zu schoen; es kann in Wirklichkeit nicht so werden,
wie ich es traeume. Ich sehe einen Bauplatz wie ein unordentliches Zimmer.
Erst, wenn "aufgeraeumt" sein wird, wird es hoffentlich anfangen, mir zu
gefallen.
Die meisten Baulichkeiten sind unter Dach. Das Herbstwetter war heiter. Im
Winter wird mit unverminderter Kraft an dem Innenausbau weitergeschafft
werden.
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