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"Mein Lieber! Die Idee, Luise als Knaben zu kleiden, habe ich aufgegeben. Denn sie will nicht. Sie heult, dass sie ein Junge werden soll. Auch die Haare mag sie nicht abgeschnitten kriegen. Da ist nichts zu machen; Luise bleibt ein Maedel. Hier lasse ich sie aber nicht; sie hat es viel zu schlecht. Ich will mal sehen, dass ich das Kind zunaechst in Neustadt unterbringen kann. Ich weiss da eine gute Familie, die mir den Gefallen gegen Entschaedigung tun wird. Und ich kann dann die Erziehung taeglich beaufsichtigen. Diskretion Ehrensache, namentlich gegen Ihren Bruder, der mir fuer die Erziehung des nur ausserordentlich geschickt zu behandelnden Kindes nicht geeignet erscheint. Wir kommen Montag mit irgendeinem Zug. Am Bahnhof zu erwarten brauchen Sie uns nicht. Stefenson." * Am naechsten Tage sollte ich Joachim zum Heimweg abholen und hatte versprochen, vorher die Mutter zu unterrichten. Wir sassen beim Fruehstueck zusammen; ich versuchte ein paar Anlaeufe, brachte aber die Botschaft nicht heraus. Die Mutter verwunderte sich sehr. Dann machte ich einen Spaziergang durch die Stadt. Als ich zurueckkam, stand die Mutter am Fenster und schaute wie so oft dem Sprudeln des Johannisbrunnens zu. Die ersten Schneeflocken flogen durch die Luft und huellten den Platz in traulichen weissen Schimmer; aber die Sehnsucht dieser Frau ging wieder in die Weite, und sie sah nichts von der silbernen Pracht um sich her. Auch ich war jahrelang in der Fremde. Doch ich war ueberzeugt, die Mutter hatte kaum einmal an mich gedacht, wenn sie an Joachim siebenmal dachte. Ich ging an ihrer Tuer vorbei nach meinem Zimmer. Da sass ich, bis es hohe Zeit war, nach Neustadt aufzubrechen, um zur verabredeten Stunde dort zu sein. Endlich sagte ich mir, dass ich ein Geselle von kindischer Eifersucht sei, und ging in das Zimmer der Mutter. "Ich habe dir etwas mitzuteilen, Mutter; erschrick nicht!" sagte ich, und die nervoese Frau erschrak natuerlich aufs schwerste. "Es handelt sich um Joachim!" "Um Gottes willen - ist ihm etwas passiert - ist er in Not - willst du zu ihm fahren?" Ich musste laecheln. Zu ihm fahren! - Dass ich damit mein Lebenswerk aufgegeben haette, daran dachte die Mutter nicht. "Es ist nichts Schlimmes, Mutter; es ist etwas Gutes, was ich dir von Joachim zu sagen habe." "Sage es mir, Fritz, will er
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