ie die Sache nichts angeht."
Ein wuestes Geschrei antwortete mir; immer mehr Volk sammelte sich an.
"Kommen Sie in Ihrem eigenen Interesse mit mir", riet der Sicherheitsmann.
"Jawohl!" sagte ich, und wir durchbrachen die Kette.
Niemand konnte mich schuetzen, dass ich ein paar Pueffe und Stoesse erhielt.
Ein Trupp johlte hinter uns her, wurde aber durch ein Pferd, das auf der
Strasse gefallen, in seinem Interesse abgelenkt, und ich war mit dem
Schutzmann allein. Wir traten in einen Hauseingang, und ich gab ihm eine
kurze Aufklaerung. Als er den Namen der Pflegeeltern Luises gehoert hatte,
sagte der Schutzmann:
"Der Mann is 'n Tagedieb und die Frau 'ne Schlampe. Da sehen Sie man, dass
Sie det Wurm da abkriejen."
Ich dankte ihm, und wir trennten uns. Einen Augenblick ueberlegte ich noch,
ob ich zuvor einen Rechtsanwalt zu Rate ziehen solle, aber dann ging ich
direkt nach Luises Wohnung. Ein Hinterhaus von vielen Stockwerken. Auf dem
Hofe spielten Kinder im Staub der Stubendecken, die geklopft wurden. Die
Treppe war dunkel und schmutzig. Im dritten Stockwerk las ich den Namen
von Luises Pflegeeltern. Ich laeutete zweimal, dann kam ein zaghafter
Kindertritt, die Tuer wurde geoeffnet, ein entsetzter Schrei, die Tuer flog
wieder zu. Ich laeutete abermals. Ein grosser, starker Mann erschien. Er
trug einen Christusbart, ziemlich lange Haare und stak in einem schwarzen,
wenig sauberen Rock. Spaeter erfuhr ich, dass der Mann "Prediger" bei
irgendeiner neuen Sekte war.
Er wollte mich erst mit einer hochmuetigen Miene mustern, aber ploetzlich
wurde sein Gesicht scheinheilig freundlich, und mit oelglatter Stimme sagte
er:
"Ah, Herr Oberkommissar, ich hab schon gehoert - weiss schon - der Herr
Polizeiinspektor haben meine Pflegetochter beim Handel erwischt - aber ich
kann bei meiner Ehre versichern - Herr Inspektor ich bin unschuldig - ich
verbiete dem Maedel aufs strengste - haben es ja auch gottlob nicht noetig -
aber sehen Sie, Herr Inspektor, so'n hergelaufenes Kind von schlechter
Abkunft, das man so aus purem Mitleid (ich bin Oberprediger bei der
Gemeinde der Juenger von Kapernaum), das man so aus christlicher
Barmherzigkeit aufzieht und das doch nicht geraet, weil der Feind sein
Unkraut unter den Weizen saet, das stiehlt sich nun 'n Jroschen, kauft sich
Schuhbaender oder Streichhoelzer oder was weiss ich und verkauft sie, um zu
naschen - natuerlich nur, um zu naschen ..."
Das Geschwafele erstarb an meiner wortl
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