oetzlich ein Licht ueber der Grotte, ein wunderschoenes
Engelein trat in den hellen Schein und sang mit zittrigem Silberstimmchen:
"Vom Himmel hoch, da komm ich her
Und bring euch allen frohe Maer:
Geboren ist in Davids Stadt
Er, der des Lebens Fuelle hat."
Die Mutter sass wie starr. Einmal tastete ihre Hand nach der meinen und
drueckte sie in kurzem, heftigem Erschrecken. Dann war sie regungslos. Die
ganze Gemeinde sass in Andacht.
Joachim war ganz gleichmuetig. Als der Vorhang gefallen war, sagte er:
"Mister Stefenson, Ihre Nichte ist ein reizendes Kind!"
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Die Mutter wollte sofort nach Hause. Ich begleitete sie. Wir gingen stumm
in dem Menschenstrom. Erst als wir daheim angelangt waren und die Lampe
angezuendet hatten, sah mich die Mutter voller Angst an.
"Fritz - das Kind - dieses Kind ..."
Ich sah ihr ernst in die Augen und schwieg.
"Fritz - sage mir - ist es - ist es? ..."
"Ja. Es ist Luise."
Da sank sie auf das Sofa und verbarg den Kopf. Ich trat zu ihr. Nicht ohne
Bitterkeit sagte ich:
"Mutter, du brauchst dich nicht zu aengstigen, das Kind wird dir nie
Ungelegenheiten machen; es ist in Mister Stefensons Pflege gut
aufgehoben."
So wollte ich gehen. Aber ich brachte es doch nicht fertig. Ich blieb am
Tische sitzen. Nach langer Zeit, in der nichts zu hoeren war als das leise
Singen der Lampe und der Schlag unserer Standuhr, stuetzte die Mutter den
Kopf auf den Tisch und sagte muede:
"Das Kind ist Joachim aehnlicher, als er sich jetzt selbst ist!"
Nach einem Weilchen meinte sie:
"Es wird wohl keine Moeglichkeit geben, dass ich das Kind zu mir nehme?"
"Nein, Mutter, es gibt keine solche Moeglichkeit mehr!" Damit ging ich nach
meinem Zimmer.
FUeGUNG ...!
Joachim wohnt jetzt in der Lindenherberge, wo schon einige Zimmer
fertiggestellt sind und auch der Kuechenbetrieb schon im Gange ist. Im
Rathaus gegenueber haust Stefenson. Er hat seine Arbeitstaetigkeit noch
vermehrt und, wie er mir sagte, keine Zeit mehr, Luises willen taeglich
nach Neustadt zu fahren und sich um das "Gaenschen" zu kuemmern. So wolle er
das Maedel lieber zu sich nehmen. Das sei ihm zwar sehr stoerend, aber was
wolle er machen? Er haette auch gefunden, dass die Pflegeeltern in Neustadt
die Sache mit Luise nicht recht verstaenden. Ich grunzte. Sonst sagte ich
nichts ...
Die weitere Ausge
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