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en, die "Neustaedter Umschau". Es kommt woechentlich zweimal heraus in einem Umfang, dass eine einzige Nummer genuegt, ein Butterbrot gut zu verpacken. Als der Verleger einen neuen Redakteur suchte, versprach er einen Monatsgehalt von sechzig Mark. Es meldeten sich drei Doktoren, sechs Referendare, zwanzig Studenten, sieben ehemalige Lehrer, ein "sehr gebildeter" Schlossermeister, davongejagte Seminaristen, freie Schriftsteller und ein paar schwankende Gestalten. Der Verleger waehlte von der ganzen Rotte den Unfaehigsten, einen herabgekommenen, versoffenen Kerl, der aber _Doctor juris_ war, was in der "Umschau" mit Fettdruck angezeigt wurde. Dieser Mensch macht die "Umschau" in der Art, dass er in seiner nuechternen Tagesstunde, die vormittags nach seinem jeweiligen Aufstehen liegt, im Lesesaal des Neustaedter Kurhauses den Stoff fuer die naechste Nummer aus grossstaedtischen Zeitungen abschreibt. Einen lokalen Teil hat die "Umschau" kaum; jedenfalls war er stets aeusserst jaemmerlich. Desto mehr fiel es auf, als das Blatt auf einmal recht flotte, wenn auch dreist geschriebene Artikel gegen unser Waltersburger Ferienheim brachte. Der erste Artikel beschaeftigte sich mit mir. Es wurde darin ausgefuehrt, dass ich nach meiner Promovierung (die, wie man erfahre, nicht ohne gewisse Schwierigkeiten vor sich gegangen sei) eiligst das Vaterland verlassen habe, um auf allen Meeren und unter allen Breitengraden der leidenden Menschheit meine aerztliche Kunst angedeihen zu lassen. Das einzige Leiden, mit dem ich zu tun gehabt haette, waere die Seekrankheit gewesen, und da sich gegen diese bekanntlich ueberhaupt nichts tun lasse, so sei ich ja sicher ganz am Platze gewesen. Mein Geist habe so ungeheuer viel Zeit zum Ausruhen gehabt, dass ich (wahrscheinlich unter dem verheerenden Einfluss der Tropensonne) auf die Idee meiner Anstalt "Ferien vom Ich" gekommen sei. Neustadt solle jubeln und mir eine Dankadresse schicken, mir auch sonst alle moegliche Foerderung angedeihen lassen; denn das moderne Weltbad spare sich durch meine Anstalt ein Hanswursttheater, und es waere nur zu bedauern, wenn sich die Neugruendung nicht bis zum naechsten Fasching hielte. In dem jederzeit reichhaltigen Vergnuegungsprogramm von Neustadt wuerde es sich jedenfalls ganz gut ausnehmen, wenn es um die Faschingszeit hiesse: Morgen Besichtigung der Waltersburger Kuranstalt "Ferien vom Ich". Aengstliche seien versichert, dass ein Ausbruch von Irrsinn nicht zu be
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