gel von Zell
auf einem derbknochigen Pinzgauer Rosse langsam, nachdenklich, wie
betruebt. Der seit reichlich dreissig Jahren den salzburgischen
Landesfuersten und Erzbischoefen dienende Beamte genoss bei der Bevoelkerung
der Bergwelt des Pinzgaues grosses Vertrauen, und auch zu Salzburg wussten
hoehere fuerstliche Beamte den pflichttreuen Pfleger zu schaetzen. Bei Hof
kannte man den greisen Kaspar Vogel allerdings nicht, denn der Zeller
Pfleger kam oft jahrelang nicht in die Bischofstadt, und wenn er je in
dringlichen Amtsgeschaeften nach Salzburg musste, so ward der Dienst immer
schnell erledigt und sogleich die Heimreise angetreten. Der wuerdige
Greis fuehlte sich in Salzburgs engen Gassen und Mauern nicht wohl, er
war zu sehr an die Bergwelt gewoehnt und nahm willig alle Entbehrungen
hin, die ein staendiger Aufenthalt im Pinzgau mit sich bringt. Weib und
Kinder haetten wohl manchmal Luft verspuert, all' die maerchenhaft
gepriesenen Hoffeste zu Salzburg zu sehen, doch der alte Pfleger litt
dergleichen Ausfluege nicht und erklaerte, dass ein Humpen guten Weines
viel schoener und zutraeglicher sei, als salzburgisches Possenspiel. Ohne
ein veritabler Trinker zu sein, hielt Vogel viel auf ein vollgeaicht
Viertel Weines, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Mancher Ritt in
Amtsangelegenheiten tief hinein in unwirtliche Thaeler zu Einoedbauern
brachte ohnehin Abbruch am gewohnten Weingenuss, und solche Entbehrung
that dem alten Pfleger weher denn etwa die koerperlichen Strapazen.
Warm schien die Sonne an diesem Junitage herab, als Kaspar Vogel auf
seinem Braunen ins Kapruner Thal einbog. Der erste Blick galt dem alten
Gemaeuer der Burg, dann aber sah der Pfleger aufmerksam zum Dorfe Kaprun
hinueber, und beim Anblick einer groesseren Menge von Bergbauern fluesterte
Vogel: "Dacht' ich's doch! Also auch die Kapruner stehen auf wie die
Mittersiller! Es wird ein Kreuz werden mit dieser Steuer!"
Entschlossen wohl wie immer die Pflicht zu erfuellen, ritt der greise
Pfleger nun in lebhafterer Gangart dem Schlosse zu, wo Amtstag
abgehalten werden sollte. Sein Erscheinen musste bemerkt worden sein,
denn die Bauern begannen zu laufen, der Haufen Leute bewegte sich
schreiend dem Schlosse zu, das die Bauern gleichzeitig mit dem Reiter
erreichten.
Vogel rief den ungeduldigen Bauern zu: "Nur Zeit lassen, Maenner! Alles
hat seine Zeit! Lasst mich nur mein Ross versorgen, und mir goennt einen
Schluck vorher!"
Ein staemmiger aelt
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