worden.
Sonntag 29. October 1/4 Wein, bin nun 38 1/2 Tage am Thurme gelegen
und diesen Tag hat man mich in ein Stuebel im Pfaffenthurm gethan, Gott
verleihe bald glueckselige Erledigung.
Dienstag den 31. October bin ich mehr vor den
Herren Commissaeren gewesen und was ich den 22. und 24. October
ausgesagt, unterschrieben.
Samstag den 4. November, diese Nacht ist der Hosprofoss im Zimmer
gelegen.
Dienstag den 7. November, daran ich das Hochwuerdige Sacrament
empfangen."
Des Pflegers Tagebuch endet mit diesem Tage. Wie dem Gefangenen zu Mut
gewesen, wie scharf er die Situation durch das Erscheinen des
Hosprofossen und dessen Naechtigung im gleichen Zimmer erfasste, geht aus
den erhalten gebliebenen Abschiedsbriefen in erschuetternder Weise
hervor.
"Herr Ehinger.
Freundlicher herzlieber Vater und Frau Mutter lasset Alles fleissig
zahlen, man ist euch viel fuer mich schuldig und danke auch Gott aller
Zuthaten. Befehle alle dem lieben Gott, bitte was ich wider euch
gethan, durch Gottes Willen um Verzeihung und nehme hiemit herzlich
Urlaub."
"Lieber Herr Schwager Zechentuer, ich nehme hiemit von euch und euerer
Hausfrau, meinen Kindern eurem Vater und sonst allen meniglich
treulich Urlaub, habe ich was euch oder anderen zuwider gethan, bitte
ich durch Gottes Willen um christliche Verzeihung, auch dass ihr euch
die Holzwerkssachen und von dannen herruehrenden Rechnungen zu meiner
Hausfrau und Kinder Besten wollet angelegen, auch in allen mein liebes
Weib und Kinder besohlen sein lassen, Gott wird es vergelten, ich muss
sterben, ich muss mich dazu richten, Gott verleihe mir ein gnaediges
und geduldiges, und wie ich ohne Zweifel hoffe und glaube, am juengsten
Tage mit allen christglaeubigen Seelen eine freudenreiche Auferstehung
zum ewigen Leben. Amen. Amen. Amen."
"Bitteres Scheiden von meinen lieben Weib und Kindern, auch eurer
Hausfrau, Vater und andere meine liebe Herren und Freunde. Gott ist
ein Erkenner aller Menschenherzen, der weiss, ob ich recht oder unrecht
um das Leben gebracht werde, freundlicher lieber Herr Schwager
Zehentner, mir, dann dem Stefan Guthundt und Hansen Keil ist gestern
Abends, jeden absonderlich, dass wir morgen frueh mit dem Schwert ohne
sonderlich Haltung einiges Rechts in der Stille und Geheimniss
hingerichtet werden, verlesen worden. Ach Herr Gott verleihe uns
Geduld, ein seliges Ende und das ewige Lebe
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