sichtig Betasten des Thuerschlosses, der Versuch des Aufklinkens
ergab die Gewissheit, dass der spaete Gast wahrhaftig eingesperrt ist. Die
Magd muss das Schloss von aussen versperrt haben.
Ein verabredetes Spiel also! Nun zum Fenster! Aber erst muss alles im
Schlafe liegen. So wartete der Moench eine lange Zeit, von Todesangst
gefoltert, bis andauernde Stille dem Fluchtversuch guenstig erschien. Mit
zitternden Haenden loeste der Franziskaner den weissen Strick von seiner
Kutte, knuepfte die Enden ineinander, band das eine Ende am Fensterhaken
fest und liess sich am Strick hinab in den Hof. Gottlob hielt der
Kuttenstrick diese Prozedur aus, und zum Glueck befand sich kein Hund im
Hof. Aber dieser Hof ist ringsum mit einer hohen Mauer umschlossen, das
Hofthor ist fest verschlossen, und eine zweite Thuer duerfte direkt ins
Haus der Moerderbande fuehren. Also ist der Moench rettungslos gefangen,
eine Flucht unmoeglich. Die Nachtkaelte zwingt dazu, einen geschuetzten
Unterschlupf zu suchen. Soll der Franziskaner am Kuttenstrick wieder
hinaufklettern und den Rest dieser Schreckensnacht in der Kammer
verbringen? Nein, lieber in den Verschlag im Hofe kriechen, der freilich
nicht eben einladend duftet. Die Thuer ist unverschlossen, also hinein.
Am Grunzen der ueberraschten Bewohner konnte Frater Anselm unschwer
erkennen, dass er im Schweinestall sich befindet. Eine missliche
Unterkunft, die aber vielleicht gerade seiner Rettung dienlich sein
kann, denn im Schweinestall werden die Moerder ihr Opfer kaum suchen.
Maehlich beruhigten sich die Borstentraeger, nur ein Ferkel bekundete
zudringliche Neugierde und liess erst nach energischen Stoessen und
Fausthieben von naeheren Untersuchungen des einquartierten Gastes ab.
Zusammengekauert hockte der Moench im Stall und trotz der fuerchterlichen
Angst ueberfiel ihn eine Art Halbschlummer, die Muedigkeit war zu gross.
Ein Haushahn kraehte sein Kickeriki in die frische Morgendaemmerung und
weckte den Franziskaner zur rauhen Wirklichkeit. Und bald darauf ward es
lebendig im Hause. Eine Thuer wurde geoeffnet, Menschen traten in den Hof,
und in naechster Naehe des Schweinestalles rief eine Stimme, bei deren Ton
der Moench erzitterte: "Also Jackel, fang den 'Franziskaner' 'raus und
hau' ihm gleich mit der Hack' auf den Schaedel!"
Frater Anselm fuehlte sein Herz stille stehen, von Todesangst erfasst
murmelte er ein Stossgebet zum Himmel und empfahl seine Seele der
goettlichen Barmherzigk
|