chenkt und deren Goldglanz mindestens
anhaelt, bis das Maedchen am naechsten Quartal abzieht, sah schreiend bunte
Glaeser mit der Aufschrift "Zum Andenken" oder "_Souvenir de Neustadt_",
Holzarbeiten, vom geschnitzten Hirsch bis zu dem Kinderspielzeug, wo zwei
Baeren auf einem Amboss pinken oder ein Affe am Reck turnt, und noch viele
Kunstgegenstaende, bis ich zum Theater gelangte, wo ein Zettel verkuendete,
dass ein vielversprechender Dichter (alle vielversprechenden Dichter
debuetieren in Badetheatern) sein Erstlingswerk "Geheimnisse von Neustadt"
zur Auffuehrung bringe und Herr Georgio Calzolaio (zu deutsch: Georg
Schuster), der vielbeliebte erste Liebhaber der Buehne, die Hauptrolle
kreieren werde, auch an diesem Abend sein Benefiz habe. Darauf ging ich in
ein Cafe und trank zwei Kognaks. Ein Zeitungsjunge erschien und schrie mir
das neueste Berliner Mittagsblatt ins Ohr; ein Herr am Nebentisch, der
schon immerfort nervoes hin und her zappelte, knurrte den Kellner an, wie
lange er zum Donnerwetter noch auf die telephonische Verbindung mit
Breslau warten solle; ein Herr an einem anderen Tisch erzaehlte mit
unertraeglicher Weitschweifigkeit seinem Nachbar alle Erscheinungen seiner
Krankheit, wofuer sich dieser so interessierte, dass er waehrend der Zeit des
Zuhoerens das ganze Mittagsblatt durchschmoekerte; drueben an der Wand
stritten zwei rote Koepfe laut ueber Nietzsche; eine voruebergehende Mutter
machte ihrer bleichsuechtigen Tochter Vorwuerfe, dass sie ihren Brunnen statt
um fuenf erst um fuenfeinhalb Uhr getrunken habe, was natuerlich furchtbar
schaden koenne; Gents und noch viel mehr Pseudogents taenzelten vorueber, und
in der Kapelle drueben blies der Waldhornist zum Herz- und Steinerweichen:
"Das Meer erglaenzte weit hinaus im lichten Abendscheine".
"Auch Sie, Fraeulein Trude", hoerte ich einen vorbeiwandelnden Primaner zu
seiner sechzehnjaehrigen Begleiterin sagen, "haben mein Herz vergiftet,
zwar nicht durch Ihre Traenen, wohl aber durch Ihr Lachen."
"Aber Herr Lempert", sagte sie, und sie waren vorbei ... Ich bekam Heimweh
nach Waltersburg und ging. Draussen auf den Promenadengaengen das gewohnte
Publikum; die galizische Juedin mit etwas schmierigen Spitzen am
Halsausschnitt und den grossen Brillanten in den Ohren; der Herr in dem
hocheleganten weissen Flanellanzug, der 23 Mark gekostet hat; der
"Kuenstler", dessen Kraft wie bei Samson in der Fuelle der Locken sitzt und
der sich vor dem Spiegel die wirku
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