men, er erblickte eine Auflehnung seines Kapitels wider die
Fuerstengewalt und ausserdem brauchte er Geld. Vielleicht waere der Fuerst
den Mahnungen zugaenglicher gewesen, wenn nicht der bischoefliche Fiskal
bald nach der Erwaehlung Wolf Dietrichs in den Buechern die Entdeckung
gemacht haette, dass die Ausgaben des Erzstiftes dessen Einnahmen
ueberstiegen. Die Thatsache einer Unterbilanz konnte den Fuersten nur
veranlassen, auf neue Einnahmequellen zu sinnen und die Hofkammer zu
beauftragen, Steuermandate zu konzipieren. Die Weinbesteuerung hatten
die Salzburger zu einem Teile selbst heraufbeschworen durch massenhaften
Verbrauch und die Klagen des Buergermeisters ueber den "Saufteufel". Es
konnte Wolf Dietrich also ganz berechtigt spotten, dass die Unterthanen
nur dankbar sein sollten, wenn er ihnen den Weinteufel abfasse. Wie die
Steuer aber zur Einfuehrung gebracht wurde, das bekundete ein
hervorragendes Verstaendnis fuer finanzielle Ertraegnisse, denn das Mandat
fasste die wohlhabenden Klassen und zog dann auch alle jene zur
Besteuerung heran, die bei einer direkten Steuer der Anlage entgangen
waeren. Alle Arten von Wein, gleichviel ob diese im Lande selbst
gebaut[5] oder von auswaerts eingefuehrt waren, wurden steuerpflichtig
erklaert; von allem ausgeschenkten Wein musste der zehnte Teil, von dem im
eigenen Hause verbrauchten der zwanzigste Teil des Wertes in Barzahlung
jeden Monat, bei Grosskonsumenten oder Haendlern jedes Quartal an die
Hofkammer abgeliefert werden.
Diese Verfuegung wurmte die Salzburger, die Ankuendigung aber, dass die
Weinsteuer "fuer ewige Zeiten" Geltung haben solle, brachte das Blut auch
der Sanftmuetigen in Wallung. Die hohe Steuer sollte aber nicht nur
Buerger und Kaufleute, sondern auch die Geistlichkeit und den Adel
treffen, und das machte die Landschaft rebellisch.
Es regnete Proteste in die Hofkammer, wie das schon Dr. Lueger durch den
Domkapitular Grafen Lamberg dem Fuersten melden liess.
Zugleich aber war eine Erhoehung der Mauten und Zoelle fuer Kaufmannswaren
verordnet worden, die auch auf die von Mauten bisher befreiten Kaufleute
der Stadt Salzburg in der Absicht ausgedehnt wurde, den durch ihre Haende
gehenden partiellen venetianischen Handel zu treffen.
So musste es denn kommen, dass Buerger- und Kaufmannschaft, Adel und
Geistlichkeit sich gegen die neuen Mandate auflehnten und den
Beschwerdeweg beschritten.
Dr. Lueger wusste sich gegen dieses Anstuermen nicht anders zu
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