amilie hatte am Vortage
die Insel betreten.) Wir fuhren diesen Morgen von Canterbury ab,
fruehstueckten in Rochester, und assen in Schooting-Hill zu Mittag.
Man hat von hier eine praechtige Aussicht auf London und die umliegende
Gegend, die wir aber eines starken Nebels wegen nicht sehen konnten.
Nachmittag kamen wir in London an.], einer sechsundzwanzig
englische Meilen von London entfernten Anhoehe, erblickten wir
zum ersten Male die ungeheure Hauptstadt, lang sich hindehnend
an den Ufern der koeniglichen, mit Schiffen bedeckten Themse.
Hoch in die Luefte sahen wir St. Pauls wunderbaren Dom sich erheben,
weiter zurueck den schoenen gotischen Doppelturm der Westminster Abtei,
daneben noch die Tuerme von weit ueber hundert anderen Kirchen.
Es war ein schoener, heiterer Tag; aber der aus so vielen Kaminen
aufsteigende Steinkohlendampf liess uns die Gegenstaende wie durch
einen Flor erblicken.
Schnell rollten wir hin auf dem praechtigen Wege und glaubten,
wie alle Fremden, schon lange am Ziele zu sein, ehe wir es erreichten.
Endlich sahen wir die Themse vor uns. Die schoene Blackfriars Bruecke
fuehrte uns hinueber, und nun erst waren wir in London. Betraeubt
von dem Gewuehle rund um uns her, erreichten wir das nicht weit
von der Bruecke entlegene York Hotel, wo wir fuer's erste abstiegen,
um spaeterhin mit Bequemlichkeit eine stillere Wohnung in einem
Privathause zu waehlen. Fast alle Fremden, welche laengere Zeit
in London zu verweilen gedenken, tun dies.
Der Aufenthalt in den Londoner Gasthoefen ist unglaublich teuer,
die Zahl derer, in welchen Fremde nicht nur essen und trinken,
sonder auch wohnen koennen, ist verhaeltnismaessig klein zu nennen,
und selbst von diesen sind nur sehr wenige so bequem eingerichtet,
als man es bei einem Aufenthalt von mehreren Wochen oder gar Monaten
verlangen muss, eben weil dieser Fall den Gastwirten nur selten
vorkommt.
Hingegen findet man mit leichter Muehe in allen Strassen vollkommen
gute, gleich zu beziehende Wohnungen, mit Kueche und Keller
und allen sonstigen Erfordernissen versehen; groesser und kleiner,
elegant und einfach moebliert, wie man es wuenscht, sogar ganze Haeuser
mit Stallung und allem Zubehoer. Man braucht nur durch die Strassen
des Quartiers zu gehen, in welchem man zu wohnen wuenscht, ueberall
erblickt man angeschlagene Zettel an den Haeusern, welche Wohnungen
zur Miete ausbieten, so dass bloss die Wahl unter so vielen den Fremden
in Verlegenheit setzen kann
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