tiefen Nachdenken sich erhebend:
"Was meinst Du, Grete, wenn wir die Sache ganz anders anfingen, jetzt,
wo noch der Gedanke in Theonie kraeftig ist, wo noch ihr Rechtsgefuehl
nicht durch Einwirkung von seiten anderer gelitten hat? Ich stimme Dir
naemlich bei: Wenn die paar Jahre verflogen sind, wird von der Sache gar
nicht mehr die Rede sein. Sie werden Kinder haben, und an freiwillige
Hergabe ist nicht zu denken. Ich meine so: Ich trete jetzt vor Theonie
hin und sage: Gieb mir einen groesseren Teil, etwa zwei Drittel von dem
Zugesagten, dann will ich auf meine weiteren Ansprueche verzichten. Thue
es, bevor Du an den Altar trittst, damit Du reinen Tisch hast, wenn Du
in die Ehe gehst. Ich glaube, ich wuerde reuessieren! Vielleicht koennten
wir Theonie durch Hederich sondieren. Was meinst Du?"
"Wie viel wird denn das ausmachen--ich meine an Kapital--ungefaehr?" warf
Grete forschend hin.
"Nun, ich rechne den Wert von Falsterhof auf vierhunderttausend Thaler.
Davon die Haelfte sind sechshunderttausend Mark, und davon zwei Drittel
vierhunderttausend."
"Ah--!" machte Grete. "Aber," setzte sie gleich hinzu, "das ist doch ein
Unterschied von zweihunderttausend Mark."
Sie schuettelte den Kopf.
"Schlag's jedenfalls in runder Summe vor! Lass Dich nicht auf
Teilzahlungen ein, Tankred. Der Gedanke an sich ist ja sonst sehr gut!
Sage ihr, sie solle fuenfhunderttausend Mark zahlen, dann spart sie doch
noch hunderttausend."
Tankred machte eine etwas ungeduldige Bewegung.
"Wir verfuegen ueber eine Beute, die wir noch gar nicht haben. Nein, das
geht nicht. Wenn sie nun ueberhaupt nicht will? Zwingen kann ich sie doch
nicht. Ja, spaeter klagen, prozessieren, aber was kommt dabei heraus?"
Tankred wollte von Prozessen schon deshalb nichts wissen, weil seine
Faelschung dabei an den Tag kommen konnte.
Und dann, waehrend er noch nachdachte, kam's jaeh wie ein Blitz ueber ihn,
dass es schon am besten waere, wenn's keinen Streckwitz auf der Welt gaebe,
wenn, wenn--auch Theonie nicht mehr auf Erden sei! Dann war er Erbe des
Ganzen!
Die Furie Habsucht packte ihn mit solcher Gewalt, so unvermittelt und
heftig war ihr Angriff auf seine Seele, dass ihm die Kniee bebten, und in
dem Drange nach Abloesung von dem furchtbaren Gedanken sich unwillkuerlich
ein schwerer Seufzer aus seiner Brust wand, und seine Augen sich
schlossen.
Grete erhob ueberrascht das Haupt.
"Was hast Du? Ist Dir nicht wohl?" fragte sie betroffen.
"
|