laechelte der Weinreisende nach den beiden jungen Damen hinueber. "Uebrigens
wird die Haidschnucke keineswegs vor morgen Abend in See gehn" setzte er
beruhigend hinzu; "ich bin mit dem Capitain sehr eng befreundet -- wir
haben schon manche Flasche zusammen ausgestochen, und er hat mich
versichert dass er morgen Abend um sechs Uhr, mit eintretender Ebbe, seinen
Anker lichten und seine Segel spannen wuerde. Sie wissen wohl, gnaedige Frau
-- "Segel gespannt und den Anker gelichtet," wie wir Seeleute singen."
"Also vor morgen _Abend_ nicht? oh das ist mir _sehr_ lieb" sagte die Frau
beruhigt; "dann brauchen wir auch nicht die Nacht durchzureisen und ich
kann die Kinder zu Bett bringen, sobald der Vater zurueckkommt. Sie wissen
es doch ganz gewiss?"
"_Parole d'honneur_!" sagte der Weinreisende, sich, mit der rechten Hand
und den Siegelring auf dem Herzen, verbeugend. "Uebrigens" fuhr er
lebhafter fort, "wird, nach Goethe, wie bekannt, durch zweier Zeugen Mund,
ueberall die Wahrheit kund, und hier an dem Tisch sitzt noch ein
Reisegefaehrte von uns, der ebenfalls seine Passage auf der Haidschnucke
genommen hat und erst wahrscheinlich morgen frueh um elf Uhr mit dem
zweiten Dampfboot nach Brake fahren wird, an Bord zu gehn -- Herr
Mehlmeier, duerfte ich Sie bitten sich einen Augenblick hierherueber zu
bemuehen und -- Sie erlauben mir doch dass ich ihnen Herrn Mehlmeier
vorstellen darf?"
"Wird uns sehr angenehm sein" sagte die Frau Professorin etwas verlegen;
es war ihr eben _nicht_ angenehm, in der Abwesenheit ihres Mannes mit so
vielen fremden Menschen hier zu verkehren.
Herr Mehlmeier, der indessen still und regungslos, und ohne auch nur den
Kopf nach jemand Anderem umzuwenden, vor seinem wieder und wieder
gefuellten Glas Bier gesessen hatte, war bei dem Ruf seines Namens
aufgesprungen, als ob ihn was mit einer Stecknadel an irgend einem
empfindlichen Theil gestochen haette. Es war eine grosse, fast uebermaessig
starke Gestalt, die des Herrn Mehlmeier, mit einem vollen runden
gutmuethigen Gesicht, sehr breiten Schultern und stattlichem, etwas
bauchigem Koerper, Marie aber sowohl wie Eduard, und selbst Anna konnten
sich kaum eines Laechelns erwehren, als er den Mund oeffnete, und mit einer
ganz feinen weichen, fast weiblichen Stimme ausrief:
"Was befehlen Sie Herr Steinert?"
"Ach lieber Herr Mehlmeier," rief aber Herr Steinert -- "ich wollte mir vor
allen Dingen die Freiheit nehmen, Sie den Damen hier, die wir so gl
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