sie
vielleicht ueber eine erste Einschiffung gelesen, nur wie in wirren Bildern
im Hirn herum, die sie dann nicht fassen und halten koennen, sobald sie das
zum ersten Mal jetzt praktisch ausfuehren sollen, was sie sich Monate
vorher vielleicht schon einstudirt.
Der Deutsche ist ueberhaupt, wo es ins praktische Leben eingreift, das
ungeschickteste Menschenkind auf der weiten Gottes Welt. Viel thut
freilich dabei die Erziehung, und gegaengelt und am Leitseil gefuehrt nicht
allein bis ins Schwabenalter, sondern oft auch bis ins Grab, wird ein so
vortrefflicher Staatsbuerger aus ihm (den alle anderen, fremden Regierungen
nicht genug zu ruehmen wissen) dass er eben zu Nichts weiter zu brauchen
ist, und eben nur so _ver_braucht werden muss. Reisst er sich aber einmal
los aus den alten Verhaeltnissen, laesst er die Leute die bis dahin so
aufmerksam und vaeterlich fuer ihn gesorgt -- zurueck, dann macht er auch im
Anfang gewiss eine Menge dummer Streiche, tritt anderen Leuten auf die
Zehen oder wird von ihnen getreten (in beiden Faellen regelmaessig um
Entschuldigung bittend) und verstoesst gegen Alles was ihm in den Weg kommt,
am meisten aber gewiss gegen sich selbst. Spaeter wird er gescheut, aber es
dauert eine lange Zeit.
_Hier_ aber hat er noch manche Entschuldigung fuer sich; eben erst aus
seinem heimischen Boden gerissen, die Augen noch von, wenn auch
heimlichen, Thraenen roth, das Herz zum Brechen voll und den Kopf wuest und
wirr in der Erinnerung an das kaum ueberstandene; was Wunder dass er da
_die_ Tage gerade, wo er die Sinne recht beisammen haben sollte, wie im
Traume herumgeht, und trotz allen Buechern und Rathgebern die er vorher
gelesen, erst wieder an das Noethigste denkt wenn er "zu Ruhe kommt", d. h.
wenn das Schiff in See und die Seekrankheit vorueber ist -- weit weit
draussen im Ocean -- allerdings etwas zu spaet.
So sieht man Schaaren von Auswanderern die Strassen der Seestaedte den
ganzen Tag ueber durchziehn in Gesellschaft und einzeln, die Maenner mit
ihren grauen Filzhueten auf und Blousen ueber die Roecke gezogen, die kurzen
Pfeifen im Mund -- die Frauen Kinder an der Hand und auf dem Arme, in
kleinen schuechternen Trupps vor jedem aufgeputzten Laden stehen bleibend
und die Sachen darin bewundernd, oder weiter schlendernd und die
Aushaengeschilder buchstabirend, die ueber den verschiedenen Thueren haengen.
Es ist das die "leere Zeit" in ihrem Leben, der erste Ruhepunkt
vielleicht, so lange sie de
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