jetzt bei ihrem Abendessen und Wein, und sprachen und
stritten sich ueber die Auffuehrung, als ob sie nur eben deretwegen allein
nach Bremen gekommen waeren. Dort in der Ecke rechneten ein paar, die
wahrscheinlich gemeinsame Casse mit einander hatten, und jetzt ihre
gehabten und zu habenden Auslagen wohl durchsahen; die meisten aber
lachten und plauderten mit einander und tranken und sangen noch, heimische
Weine und Lieder bis spaet in die Nacht hinein.
Ganz still und geraeuschlos war indessen ein alter polnischer Jude in
seiner Nationaltracht, dem langen schwarzen schmutzigen seidenen Kastan,
mit einem Knaben von vielleicht zwoelf oder dreizehn Jahren hinter sich,
ebenfalls in das Gastzimmer gekommen, und hatte sich an einem der leer
gewordenen Seitentischchen ein Glas Bier geben lassen, von dem er in
langsamen, durstigen Zuegen trank. Der Knabe trug ein, in ein
rothbaumwollenes Tuch eingeschlagenes Packet unter dem linken Arme, das er
neben sich auf den Tisch legte und sich dann zurueck auf seinen Stuhl
setzte, den Kopf auf die Lehne desselben lehnte, und die Augen ermuedet
schloss. Das grelle Licht der Lampen fiel voll auf die bleichen, von
schwarzen vollen Locken umwogten Zuege, und der sonst wirklich schoene Kopf
des Kindes bekam, auch vielleicht mit in der unnatuerlichen
zurueckgeworfenen Lage, etwas unheimlich Krankhaftes, ja fast
Leichenartiges.
"Komm Philipp" sagte der Alte, als sie eine Weile so gesessen hatten, mit
unterdrueckter Stimme, indem er den jungen Burschen mit dem Fusse anstiess --
"es werd spaet, pack die Harmonika aus und lass uns anfange. Die Leut' hoben
hier viel getrunken und sind guter Laune; werd auch 'was fuer uns dabei
abfalle."
Der Knabe oeffnete die grossen schwarzen Augen und sah den Mann ein paar
Secunden starr an, als ob er nicht recht begriffen haette was er sagte.
"Na, werd's bald?" rief aber dieser, aergerlich aufbrausend, aber doch so
leise dass es selbst die an den naechsten Tischen Sitzenden nicht verstehen
konnten -- "ist es dem jungen Herrn gefaellig, oder soll ich ihn etwa
aufwecken?"
"Ja ja, Vater!" rief der Knabe jetzt, rasch und erschreckt emporfahrend --
"wollen wir denn noch singen heute Abend?" setzte er aber langsamer und
fast wie aengstlich hinzu.
"Wolle wir denn noch singen?" wiederholte der Alte spoettisch und
aergerlich, "Gottes Wunder, glaubt der junge Herr dass ich ihn Abends in die
Wirthshaeuser fuehre zu seinem Vergnigen? -- wolle wir denn noch singe
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