281
Gerichtliches 288
Aufklaerungen 302
Vom Bruder und seiner Frau 320
Freund Stefenson 343
Der Fuchs und die Sibylle 355
Advent 367
Hochzeit und Ende 375
NACH MEINER HEIMKEHR
Der alte Johannisbrunnen rauscht wieder vor meinem Fenster. Hoch ragt das
Bild des Taeufers; aus der ehernen Schale, die seine erhobene Hand haelt,
plaetschert das Wasser hinab ins steinerne Becken. In alter Zeit soll ein
heidnisches Heer an diesem Brunnen voruebergezogen sein; die Recken haben
den rauhen Nacken gebeugt und sind hier getauft worden. Am naechsten Tage
fielen alle in der Schlacht. Ihre Leichname blieben liegen unter den
dunklen Baeumen der Waldschlucht, da die Krieger heimtueckisch erschlagen
wurden; aber am Abend, als die Sonne rot am Himmel brannte, kamen weisse
Schemen zum Stadttore herein, die hatten Kraenze um die Stirnen und
laechelten wie Kinder. Als sie am Brunnen vorbeizogen, liess der heilige
Baptista die eherne Taufschale fallen und faltete die Haende; denn diese
reinen Seelen brauchten kein Wasser der Gnade mehr. Die Gekraenzten zogen
langsam zum Stadttore hinaus, den Weihnachtsberg hinauf, und als sie auf
der goldglaenzenden Hoehe standen, winkten sie noch einmal herab ins Tal und
zogen dann fort, weit ueber die rote Sonne hinaus, und der Heilige am
Brunnenplatz schaute ihnen nach. Erst als es Nacht war, bueckte er sich
nach der verlorenen Taufschale, und nun haelt er sie wieder in erhobener
Hand seit vielen Jahrhunderten.
Das ist eine der vielen Sagen und Legenden von Waltersburg. Die
Waltersburger haben ganz eigene Geschichten. Sie borgen nicht von fremden
Gauen und Staedten; ihr romantisches Tal war immer so reich, dass sie
Fremdes nicht noetig hatten.
Der Johannisbrunnen! In seinem Becken liess ich als Kind meine Schifflein
schwimmen. Sie schwammen nach Amerika, nach Jerusalem oder gar bis ins
Riesengebirge. Mein Bruder Joachim, der mit auf dem Brunnenrande sass,
laechelte oft veraechtlich ueber diese Reiserouten. Er war drei Jahre aelter
als ich und schon Gymnasiast. Da verachtete er meine
Abcschuetzen-Geographie. Mit Schifflein spielte er nicht mehr; er liebte
nur wissenschaftliche Unterhaltung. So warf er Fische aus Blech, die ein
eisernes Maul hatten, ins Wasser und angelte mit einem Magneten nach
ihnen. Er
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