hneiden zu lassen.
Darauf rechnete aber der abgefeimte Schaumschlaeger gar nicht, sondern er
zog schon nach Ablauf eines Vierteljahres wieder nach Neustadt zurueck und
nahm die Preise mit.
Waltersburg zaehlte nach diesem Abzug 2993 Bewohner. Die Auslobungen wurden
nicht erneuert. Das ist nun einer der Faelle, aus denen das feindselige
Verhaeltnis zwischen Waltersburg und dem benachbarten Neustadt schon
einigermassen erhellt.
*
Die Zeit meiner Abwesenheit hat an dem feindlichen Verhalten der beiden
Staedte Waltersburg und Neustadt nichts geaendert. Und doch ist Neustadt
eine Tochterstadt von Waltersburg, die beiden Orte sind in der Luftlinie
kaum drei Kilometer voneinander entfernt und nur durch den maessig hohen
Weihnachtsberg getrennt. Nicht nur, dass die beiderseitigen
Gemeindekollegien miteinander in Hader liegen und sich die zwei
Stadtblaettchen staendig befehden, der Hass gegen die Nachbarstadt bringt
auch noch heute die Koepfe der Waltersburger Stammtischphilister in
Gluthitze und uebertraegt sich sogar auf die Frauen und Kinder.
Bis in die siebziger Jahre des vorigen Jahrhunderts hat sich Waltersburg
eines geradezu paradiesischen Friedens erfreut. Die Hussiten sind an ihm
vorbeigezogen, die Horden des Dreissigjaehrigen Krieges haben vergessen, die
Stadt auszupluendern, so dass Waltersburg mit seinen damals 2000 Bewohnern
nach dem Westfaelischen Frieden eine der volkreichsten Staedte Deutschlands
war, ein Umstand, ueber den in der Stadtchronik des weiten und breiten
geredet wird; von den Fritzeschen Regimentern hat nur eines einmal drei
Tage lang in Waltersburg Station gemacht, was den Stoff fuer ein weiteres
Viertel der Chronik bildet, und auch die Siegerscharen Napoleons haben
keine besondere "_gloire_" darin erblickt, die Stadtmauern von Waltersburg
zu berennen. So war das weisse Lamm in gruenem Felde ein sehr angebrachtes
Wappentier fuer die friedfertige Stadt, und es gehoerte schon die ganze
boshafte Niedertracht der Neustaedter dazu, zu behaupten, weiland der
geistvolle Hohenstaufe Friedrich II. haette den Waltersburgern das Lamm fuer
ihr Stadtwappen nur darum verliehen, weil er ihre ureigentuemliche und
unausrottbare Schafkoepfigkeit wohl erkannt habe.
Solch grobe Beleidigung strafen die Waltersburger mit eiskalter
Verachtung; dagegen erhitzen sie sich noch heute sofort, wenn die Rede
einmal auf den Bahnbau kommt.
Als nach dem siebziger Kriege sich in Deutsc
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