geboten hatte, musste ich
erhalten, und ich konnte nicht darauf rechnen, dass schriftstellerische
Arbeit mir diese Moeglichkeit gewaehrte. Ich schrieb wohl einige Erzaehlungen
fuer den "Simplicissimus", die gefielen, aber das gab mir, wie ich mir
selbst gestehen musste, noch lange nicht das Recht, darin Sicherheiten fuer
die Zukunft zu sehen.
Fruehling und Sommer 1899 waren darum recht unerquicklich fuer mich; ich
plagte mich ab mit der Sehnsucht nach einem anderen, so viel reicheren
Leben und mit den Bedenken, die gegen einen raschen Schritt sprachen.
Ich ging daran, ein Lustspiel zu schreiben, das auch im Laufe des Jahres
fertig wurde, den Titel "Witwen" fuehrte und gottlob nicht aufgefuehrt
wurde.
Die Genugtuung darueber empfinde ich heute nicht deshalb, weil das
Lustspiel nach alten Mustern auf Verwechslungen aufgebaut war, sondern
weil die Ablehnung heilsam fuer mich wurde.
Der Oberregisseur Savits, der mir von einem Ferienaufenthalte in Seebruck
her befreundet war, las die Komoedie und erklaerte mir bei der Unterredung
im Regiezimmer des Hoftheaters, das ich mit Herzklopfen und auch mit
frohen Erwartungen betrat, dass dieses Ei keinen Dotter habe.
Es seien ganz nette Sachen darin, sogar eine famose Szene zwischen einem
Bauern und dem Anwaltsbuchhalter, aber das lange nicht, und kurz und gut,
das Ei habe keinen Dotter, und er rate mir, es zurueckzuziehen.
Ich erlebte ein paar bittere Tage, grollte ueber Verkennung und fand nach
reiflichem Nachdenken, dass Savits recht hatte.
Ich war zu tief im Milieu gesteckt, hatte nach eigenen Erlebnissen und
Stimmungen und nach Modellen gearbeitet. Dabei blieb ich im Gestruepp.
Damals aber, im Sommer 1899, sass ich glaeubig am Schreibtische, freute
mich, wenn die Handlung vorwaerts schritt, und sah hinter grauen Wolken ein
Stueck blauen Himmel. Wenn der Laerm unter meiner Kanzlei am
Promenadenplatze allmaehlich verstummte, legte ich die mich immer mehr
langweilenden Akten beiseite und holte aus der Schublade das Manuskript
der "Witwen" hervor, um bis in die tiefe Nacht hinein zu sinnieren und zu
schreiben. Dann traten mir aus den sich kraeuselnden Tabakwolken Bilder
einer freundlichen Zukunft entgegen, und oft ueberwaeltigten sie mich so,
dass ich aufsprang und im Zimmer auf und ab lief und laute Selbstgespraeche
fuehrte.
Die alte Viktor sass im Zimmer daneben, hoerte das Gemurmel mit sorglichen
und von Hochachtung erfuellten Empfindungen an, denn sie wusste,
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