dass ich ein
Lustspiel dichtete, und fuer sie gab es keinen Zweifel, dass es prachtvoll
werden muesse.
Vielleicht knuepfte auch sie einige Hoffnungen daran auf Rueckkehr zum
Landleben, aus dem Laerm heraus zur Stille.
Oft hoere ich noch heute die tiefen Schlaege der Domuhr, die von den
Frauentuermen herunter ueber den Platz droehnten, und ich erinnere mich
daran, wie oft ich mit heissem Kopfe am offenen Fenster stand und in die
Nacht hinaussah.
Wieder war eine Szene fertig, es wollte sich runden und wollte werden, und
vor mir lag die ersehnte Freiheit.
Dann klang aus der Ferne die leise Stimme meiner Mutter herueber: "Es wird
noch alles recht werden."
Die Erloesung kam unerwartet und auf andere Weise, als ich getraeumt hatte.
Eines Tages, es war im September 1899, sprach mich ein Rechtsanwalt, der
meine geheimen Wuensche erraten hatte, daraufhin an und erbot sich, meine
Praxis gegen eine runde Summe zu uebernehmen.
Ich konnte nicht sofort zusagen und sprach darueber mit meinem
Rechtskonzipienten, der mir nachdenklich schweigend zuhoerte und mich am
folgenden Tag um eine Unterredung ersuchte.
Er bat mich dabei, nicht jenem Anwalt, sondern ihm unter den gleichen
Bedingungen die Praxis abzutreten.
Jetzt besann ich mich nicht mehr lange, und schon am naechsten Tage
schlossen wir den Vertrag ab, der mir ueberraschend schnell die Freiheit
verschaffte.
Gleichzeitig traf es sich, dass in Allershausen bei Freising, wo sich eine
Schwester von mir kuerzlich verheiratet hatte, ein kleines Haus um billiges
Geld zu mieten war.
Ich machte Viktor den Vorschlag, mit meiner andern Schwester dorthin zu
ziehen, und versprach, moeglichst oft hinauszukommen; die bescheidenen
Mittel, die beide zum Leben brauchten, getraute ich mich aufzubringen, da
mir nunmehr auch Langen ein monatliches Fixum fuer regelmaessige Mitarbeit am
"Simplicissimus" zugesagt hatte.
Ich selber mietete ein paar unmoeblierte Zimmer in der Lerchenfeldstrasse
und war nun auf wenig gestellt, aber frei wie ein Vogel, und wohl nie mehr
habe ich mich so gluecklich gefuehlt wie in jenen ersten Wochen, als ich
eifrig an meinem Lustspiele schrieb, an keine Zeit und keine Pflicht
gebunden war und mir auf Spaziergaengen im Englischen Garten ausmalte, wie
unbaendig schoen es erst nach einem Erfolge werden wuerde.
Dann kam freilich die betruebliche Erkenntnis, dass das Ei keinen Dotter
hatte, aber bald trug ich den Kopf wieder hoch, und nach dem tiefen
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