FREE BOOKS

Author's List




PREV.   NEXT  
|<   124   125   126   127   128   129   130   131   132   133   134   135   136   137   138   139   140   141   142   143   144   145   146   147   148  
149   150   151   152   153   154   155   156   157   158   159   >>  
fruchtbar Opposition ist, die sich ausschliesslich auf Kritik beschraenkt. Eine intelligente Buergerschaft, die ihrer freisinnigen Tradition anhing, wirtschaftlich grosse Erfolge errang, in der Verwaltung Mustergueltiges leistete, brachte, von jedem Einflusse auf die Geschicke des Staates ferngehalten, gegen diese schaedlichste Bevormundung und ihre verderblichen Folgen lange nicht den Widerstand auf, den die vorhergehende Generation einer erfolgreichen Regierung entgegengesetzt hatte. Ja, in dem Laecheln ueber die zahlreichen, sehr starken Entgleisungen des persoenlichen Regiments lag verzeihendes Wohlwollen und wirklich nicht die Erbitterung, die zur Befreiung von diesen unheilvollsten Dingen haette fuehren koennen. Der gutmuetige Spott, mit dem man die Aufstellung der das Stadtbild verunzierenden Denkmaeler hinnahm, wandte sich schonend gegen die Planlosigkeit der inneren wie der aeusseren Politik und verkehrte sich nicht selten in ein beifaelliges Schmunzeln ueber toenende Phrasen. Welche aengstlichen, unschoenen Ruecksichten selbst solche Maenner im Bann halten konnten, die mit ihrer Opposition ein bisschen kokettierten, hatte ich schon im Fruehjahr 1901 gesehen. Die Eroeffnung einer Ausstellung der Sezession wurde durch ein Festbankett gefeiert, und es waren schon etliche Worte gegen hoefische Kunst gefallen, als sich aus der Mitte der Gaeste unser Muenchner _Georg von Vollmar_ erhob und eine kluge, sehr gemaessigte Rede hielt. Die Aufnahme war freundlich, aber es gab bei allen naeher oder offiziell Beteiligten derart betretene Mienen, dass es auffallen musste. Vollmar sagte zu mir: "Sehen S', denen is mit ihren geschmerzten Redensarten ueber freie Kunst nicht ernst; denen waer nix lieber, als wenn der Kaiser kommet, und waer er da, koennt er ueber die Rinnsteinkunst sagen, was er moecht, sie haetten alle miteinander die groesste Freud drueber ..." Es zeigte sich, dass er noch mehr recht hatte, als er vielleicht selbst glaubte. Gleich nach der Rede sah man Herren, die von einem Tisch zum andern gingen, eifrig einander in die Ohren tuschelten - und am Abend, als ich noch mit einigen Haeuptern der Sezession in einem Kaffeehause sass, griffen diese begierig nach den Abendzeitungen und stellten aufatmend fest, dass in den ausfuehrlichen Berichten ueber die glaenzende Eroeffnung der Ausstellung die Anwesenheit des sozialdemokratischen Fuehrers und seine Rede mit keinem Worte erwaehnt waren. Man hatte
PREV.   NEXT  
|<   124   125   126   127   128   129   130   131   132   133   134   135   136   137   138   139   140   141   142   143   144   145   146   147   148  
149   150   151   152   153   154   155   156   157   158   159   >>  



Top keywords:

Ausstellung

 

Vollmar

 

Sezession

 

Eroeffnung

 

selbst

 

Opposition

 

musste

 

auffallen

 

geschmerzten

 

Redensarten


gemaessigte

 

Aufnahme

 

Muenchner

 
freundlich
 

offiziell

 

Beteiligten

 
derart
 
betretene
 

naeher

 

lieber


Mienen

 

haetten

 
Kaffeehause
 

Haeuptern

 

griffen

 

begierig

 

einigen

 

einander

 

eifrig

 

tuschelten


Abendzeitungen

 

stellten

 

Fuehrers

 

keinem

 

erwaehnt

 

sozialdemokratischen

 

Anwesenheit

 

aufatmend

 

ausfuehrlichen

 

Berichten


glaenzende

 

gingen

 

andern

 
moecht
 

Gaeste

 

miteinander

 

kommet

 

Kaiser

 
koennt
 
Rinnsteinkunst