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alten Missstaenden, vom hochmuetigen Kastengeiste wie vom verderblichen Saufen abgewandt hatte und koerperliche Tuechtigkeit in viel hoeherem Masse zu schaetzen begann. Und in der Freude an toenenden Redensarten schenkte man sich die haertere und doch allein Erfolg versprechende Arbeit, gegen die Ursachen sittlicher Schaeden vorzugehen. Die lagen in sozialen Missstaenden, in Armut, in Ausbeutung, in der Wohnungsnot u. a. viel tiefer begruendet als etwa in der Ausstellung einer Nuditaet im Schaufenster. Es war selbstverstaendlich, dass die Orthodoxen beider Konfessionen mit Begeisterung an der Bewegung teilnahmen und sie gehoerig ausnutzten. Die Regierung ging taeppisch, wie so oft, auf die moralischen und staatserhaltenden Bestrebungen ein, und es kam zur Vorlage der beruechtigten Lex Heinze. Den Namen leitete sie von einem Berliner Kupplerprozesse her, aber ihre Tendenz richtete sich weniger gegen grossstaedtische Uebelstaende als gegen eine unbequeme Freiheit der Presse. In Sueddeutschland waren es nicht zuletzt die beiden jungen Wochenschriften "Jugend" und "Simplicissimus", die den ultramontanen Eifer fuer scharfe Gesetze wachriefen und naehrten. So war es auch ein Kampf um die eigene Existenz, wenn sie gegen die offenen und noch mehr gegen die heimlichen Bestrebungen der reaktionaeren Parteien losschlugen. _Diffizile non erat, satiram scribere._ Wie da zarteste Dinge vor die Oeffentlichkeit gezerrt und angegrinst wurden, wie sich wohllebige Maenner als Tugendhelden aufs Podium stellten, wie man in schmalzigen Redensarten schwelgte und wiederum mit rohem Unverstande auf kuenstlerischem Empfinden herumtrampelte, das alles forderte den schaerfsten Spott heraus. Es kam dann auch zu grossen organisierten Widerstaenden, und in Muenchen wurde auf Anregung Max Halbes der Goethe-Bund aller Freunde kuenstlerischer Freiheit gegruendet. Es ging ein frischer Zug, an den man sich gerne erinnern darf, durch jene Versammlung im Muenchner Kindl-Keller, in der die Gruendung beschlossen wurde. Und wo _Georg Hirth_ und _M. G. Conrad_ gegen Muckerei und Schnueffelei vom Leder zogen, da durfte man sicher sein, dass es scharfe Hiebe absetzte. Die Lex Heinze fiel, aber das Beduerfnis nach uebersteigerter "Sittlichkeit" blieb erhalten, ebenso wie die Sehnsucht nach Unterdrueckung unangenehmer Geister. Von dem Hasse, den dieses Sehnen wachrief, richtete sich ein herzhafter Teil gegen den "Simplicissimus", de
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