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"Onsinn! Wer hat dir das gesagt? Das war wieder dieser preussische
Unteroffizier ..." Bjoernson wurde ernstlich boese auf die deutsche
Erzieherin, die seinen beiden Enkeln solche Maerchen erzaehlte und die ihm
ueberhaupt viel zu korrekt und, wie er es nannte, zu preussisch war.
Bekannt ist seine leidenschaftliche Anteilnahme am Schicksale von Dreyfus;
ihm teilte sich die Menschheit eine Zeitlang nur in edle, lichte Freunde
des Unschuldigen und in pechrabenschwarze Anti-Dreyfusards. Bjoernson
weilte in Paris bei Langen, als Dreyfus auf freien Fuss gesetzt wurde, und
er beeilte sich, dem Maertyrer seine Sympathien muendlich kundzugeben.
Wie mir erzaehlt wurde, war er von der Zusammenkunft stark enttaeuscht; der
beruehmteste Prozessmann Europas soll sich als recht trockener Spiessbuerger
gezeigt haben, der fuer die Opfer, die ihm von einzelnen, insbesondere von
_Picquart_, gebracht worden waren, kaum Verstaendnis bewies.
Jedenfalls hat er durch seine duerftige Art dem grossen skandinavischen
Goenner die weltgeschichtliche Szene verdorben.
Mir hat Bjoernson im Laufe der Jahre seine freundliche Gesinnung bewahrt
und zuweilen bewiesen. Als ich vom Landgerichte Stuttgart wegen
Beleidigung einiger Sittlichkeitsapostel verurteilt worden war, legte er
beim Koenig von Wuerttemberg Protest gegen die Strafe ein.
Um aber begnadigt zu werden, haette ich selber ein Gesuch einreichen
muessen, und das konnte ich aus begreiflichen Gruenden nicht tun.
In der neuen Taetigkeit, die mir immer als begehrenswert erschienen war,
fuehlte ich mich gluecklich.
Sehr viel trug dazu die freie Art bei, in der jeder einzelne seiner
Verpflichtung nachkam und in der alle die gemeinsame Aufgabe erfuellten.
Wir standen als angehende Dreissiger fast alle im gleichen Alter, hatten
keinen Willen als den eigenen zur Richtschnur und handelten nur nach
Gesetzen, die wir uns selbst im Interesse der Sache auferlegten.
Es gab keinen Chef, dessen Meinungen oder Wuensche zu beruecksichtigen
waren; es gab keine aeusserliche, ausserhalb des Koennens und der Foerderung
des Ganzen liegende Autoritaet; die ruhte auf Persoenlichkeit und Leistung.
Der kameradschaftliche Ton, in dem wir miteinander verkehrten, fuehrte
keineswegs zur nachsichtigen Beurteilung eines Beitrages; Duldung auf
Gegenseitigkeit gab es nicht, und wir blieben freimuetig im Urteile
gegeneinander. Anerkennung drueckte sich am besten in herzhaftem Lachen
aus, Bewundern und Anhim
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