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sei mit den stillen, schoenen Tagen.
Das und ein paar andere Beobachtungen liessen mir eine schleunige Aenderung
wuenschenswert erscheinen.
Denn auch an meinem Bruder bemerkte ich ein seltsames Unbehagen.
Seit Jahren war es sein brennender Wunsch gewesen, wieder nach Deutschland
zurueckkehren zu duerfen.
Nun war er ihm erfuellt, und er musste die schmerzliche Erfahrung an sich
selber machen, dass ihm die Heimat fremd geworden war.
Haette er gleich befriedigende Taetigkeit gefunden, so waere alles anders und
besser gewesen, aber die Erkenntnis, wie schwer es in den festgefuegten,
ihm gar zu systematisch geordneten Verhaeltnissen sei, als Mann von
zweiundvierzig Jahren von vorne anzufangen, fiel ihm schon gleich schwer
aufs Herz. Dazu kam eine Frage, die in den Kolonien kaum aufgetaucht waere:
Was sollte aus den Buben werden?
Drueben war Platz fuer kraeftige Jugend, und es haette keiner weit
ausschauenden Vorbereitung bedurft, um vier gesunden Buben ein Auskommen
zu verschaffen.
Drueben gab es keine konventionelle Verpflichtung, die schon in
Knabenjahren zur Wahl zwischen hoeheren und niederen Berufen zwang.
Drueben gab es Arbeit fuer starke Arme; und langte es weiter, dann ging es
auch weiter.
In Deutschland aber stand schon vor dem Abcschuetzen die grosse Frage: Was
willst du werden?
Studieren oder dich gleich mit Geringerem bescheiden?
Private Stellung oder den sicheren Staatsdienst waehlen?
Beim Aeltesten, der zwoelf Jahre alt war, brannte es eigentlich schon auf
den Naegeln.
Wer immer in dem sich gleichmaessig drehenden Kreise blieb, dessen Leben
drehte sich mit, wer aber hinausgetreten war, kam kaum mehr hinein.
Diese Erkenntnis stimmte meinen Bruder bitter und liess ihm vieles
kleinlicher und widerwaertiger erscheinen, als es war.
Ich hoffte, dass seine Sprachkenntnisse, seine Tuechtigkeit ihm zum
Erreichen eines Postens foerderlich sein koennten, aber die ersten Versuche
schlugen fehl, und man gab ihm und mir zu verstehen, dass man in
Deutschland langsam und ordnungsmaessig vorruecke. Und das muss man in der
Jugend beginnen. Zu diesen Enttaeuschungen kam schmerzliche Reue darueber,
dass er nicht frueher heimgekehrt war und unsere Mutter noch am Leben
angetroffen hatte.
Meine troestenden Worte nuetzten nicht viel. Oft sassen wir irgendwo im
Freien, am Rande eines Waldes, und sprachen von alten Zeiten und
Erinnerungen, und ich sah wohl, wie sein Herz daran hing, aber auch, wie
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