das die Alte hier gefunden hatte.
Ein Garten, dem sie Sorgfalt erwies, ein paar kleine Zimmer, deren
schoenster Schmuck ihre peinliche Sauberkeit war, das war die Welt, in der
sie sich wohl fuehlte und von der aus auch auf mich eine Fuelle von Behagen
ueberging.
Kam ich unangemeldet, so schmollte sie ein wenig, denn sie wollte, dass
mein Besuch mit guten Dingen gefeiert wuerde. Ein frisch gebackener
Kaffeezopf gehoerte auf den Tisch, und in der Kueche musste sie geheimnisvoll
rumoren, um froehlich laechelnd eine Lieblingsspeise aufzutragen. Dann sass
sie mir gegenueber und hoerte aufmerksam zu, wenn ich von meinem Leben
berichtete. Es schien sich zum Guten zu wenden, aber - aber.
Da waren doch neulich recht unehrerbietige Verse im "Simplicissimus"
gestanden, und wenn sie auch wusste, dass es nicht so schlimm gemeint war,
was sollten die Leute von mir denken, die mich nicht kannten?
In solchen Faellen ergriff der Herr Pfarrer, der als lieber Gast dabei sass,
meine Partei und fuehrte aus, dass man nicht immer fein sein koenne. Er war
noch aus der alten Schule, die keine Zeloten erzog; er stand nicht
ausserhalb der Welt, in der er wirkte, sondern mit tuechtigem Verstande
mitten drin. Er kannte die Bauern und verstand seine Aufgabe, in ihnen den
ererbten Sinn fuer taetiges Leben und ehrbare Sitte wach zu erhalten. Wie
sie, mochte er kein uebertriebenes Wesen leiden, er war froehlich mit ihnen,
ohne seinem Stande etwas zu vergeben, er hatte volles Verstaendnis fuer ihre
Vorzuege und Fehler und zeigte sich nie empoert ueber natuerliches Geschehen.
In ernsten Dingen bewahrte er Ruhe, und kleine Schmerzen heilte er am
liebsten mit einem Scherzworte.
Viktor schaetzte ihn sehr hoch, und auch er hatte seine Freude an ihrer
braven Art.
Immer bezeigte er ihr freundschaftliche Anteilnahme und holte sie, wenn es
irgend ging, zum Spaziergange ab.
Er neckte sie gerne mit ihrer Zuneigung zu mir, und als ich das erstemal
nach Allershausen kam, erklaerte er mir lachend, dass die Vorstellung
eigentlich ueberfluessig waere, denn er haette mich in- und auswendig
kennengelernt aus den erschoepfenden Mitteilungen des Fraeuleins Viktor
Proebstl.
Eine Unterbrechung des Stillebens wurde durch die Heimkehr meines aeltesten
Bruders herbeigefuehrt.
Er kam mit seiner Frau und seinen vier Buben von Australien herueber; und
regte schon das Wiedersehen nach der langen Zeit die Gemueter auf, so
brachte die fremde Art der Frau wie der Ki
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