vergeblich er sich muehte, sich das, was einmal gewesen war, wieder
lebendig zu machen. Redete ich von Gegenwart und Zukunft und von
Hoffnungen, die sich erfuellen sollten, dann wurde er still und blies
staerkere Rauchwolken aus der Pfeife vor sich hin.
Es war einmal.
Die Art, wie er seinem Aerger ueber Ungewohntes, was verschieden von
australischen Dingen war, Ausdruck gab, zeigte mir deutlich, dass keine
Freude in ihm aufkommen wollte. Und auch, dass die Worte Jennys, die sich
oft genug ueber die Verhaeltnisse in dem ihr so fremden Lande beklagen
mochte, tiefer Fuss fassten als meine Troestungen. Da ihm die Untaetigkeit
immer weniger zusagte, war ich froh, als ihm unsere Verwandten in
Oberammergau einstweilen eine Stellung anboten.
Es war eine kleine Bosheit des Schicksals, dass meine Schwaegerin dorthin
uebersiedeln musste, wo man die Kruzifixe schnitzte.
Die Stellung war nur eine voruebergehende; nach einiger Zeit erklaerte mir
mein Bruder, dass Berichte, die er von seinen Schwaegern erhalten habe, ihm
fuer sich und seine Familie die Auswanderung nach Kanada als das Beste
erscheinen liessen.
Es war mir moeglich, ihm dazu behilflich zu sein, und so machte er sich im
August 1902 auf die Reise; er traf Verhaeltnisse an, die ihm weitaus besser
zusagten, und in seinen Briefen ruehmte er das Entgegenkommen, das er
gerade als Deutscher in Winnepeg gefunden hatte.
Spaeter siedelte er nach S. Diego in Kalifornien ueber und starb dort an den
Folgen eines Sonnenstiches.
Seine Buben wuchsen zu tuechtigen Maennern heran, wie Jenny schrieb; sie
waren ihr nach des Vaters Tode treue Helfer.
Viktor zeigte sich immer besorgt um das Schicksal meines Bruders, aber ich
glaube, sie atmete doch auf, als in dem kleinen Hause an der Amper keine
australischen Kaengeruhs mehr nachgeahmt wurden, und als die Zimmer wieder
still und fein saeuberlich, recht sonntagsnachmittaeglich dalagen.
Fuer manche Plage und Verdriesslichkeit konnte ich sie entschaedigen, als ich
mit ihr im Sommer 1902 beim Sixbauern in Finsterwald am Tegernsee Wohnung
nahm; da gefiel es ihr.
Ueber die Vorberge schauten die Gipfel des Rossstein und Buchstein herueber,
unter denen die Rauchalm lag, und die gehoerte Lenggrieser Bauern; wenn man
sich da hinueberdachte, kam man an die Isar, und etliche Stunden
flussaufwaerts lag das Paradies, die Vorder-Riss.
Der Six war selber ein halber Lenggrieser - aus Fischbach - und kannte
vertraute Namen und Menschen;
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