m angeborenes oder
durch Arbeit errungenes Wissen, weit weg von angelernter Doktrin.
[Illustration: Thoma mit Taschner, Peter Thoma und Schauspieler Deng]
Darum war er unbeirrbar durch alles, was Mode oder Richtung heissen mag,
und zeigte in seinem Leben wie in seinem Schaffen die Art der hohen
fraenkischen Meister, deren Geist in ihm wieder lebendig geworden war. Ich
verdanke ihm viel.
Anregung, Belehrung, Freude, die froehlichsten, wie die inhaltsreichsten
Stunden, Verstaendnis fuer die Kunst und ihre Wirkungen auf alle
Erscheinungen des Lebens.
Im Umgange mit ihm fand ich Sicherheit; er lehrte mich durch Wort und
Beispiel, strenger gegen mich sein.
Er nahm einige Monate, nachdem wir uns kennengelernt hatten, einen Ruf
nach Breslau an; zwei Jahre spaeter ging er nach Berlin, wo er die
fruchtbarste Taetigkeit entfaltete. Aber wenn er nur irgend konnte, kehrte
er nach Sueddeutschland zurueck, und immer war mir ein Heimweh gestillt,
wenn er bei mir war.
Viele Plaene hatten wir gefasst; sie sollten ausgefuehrt werden, wenn er,
aller Verpflichtungen ledig, in seinem Hause in Mitterndorf endlich zu
freier, durch keine Auftraege festgelegter Arbeit gekommen waere. Die
Erfuellung unserer Wuensche war nahegerueckt, als er starb.
Mit ihm ging mir manche lieb gewordene Hoffnung zu Grabe, doch am
haertesten traf es mich, dass ich seine ehrliche, kluge Freundschaft
verlieren musste.
Damals im Januar 1903 half er froh und ausgelassen an den
Karnevalsunterhaltungen mit.
Auf seine Anregung veranstalteten wir einen Veteranenball, bei dem es wie
in einem altbayrischen Dorfe hergehen musste; wir stellten lebende Bilder
aus dem Jahre 1870, und das Fest gefiel so, dass wir es die folgenden drei
Jahre wiederholten.
Derartige Dinge wurden ja in Muenchen sehr ernst genommen, und zu ihrem
Gelingen wurden Muehe und Fleiss und sehr viel Koennen aufgewandt.
Ich erinnere mich an ein antikes Fest im Hoftheater, das _Lenbach_ und
_Stuck_ und alle bekannten Kuenstler wochenlang vorbereiteten.
Natuerlich hat man das in der Hauptstadt der Kritik ein bisschen ironisch
beurteilt, aber wo immer Kuenstler die Bedingungen froehlichen
Zusammenlebens gefunden haben, sind Feste gefeiert worden, und wo das
unterblieben ist, hat es nicht der Ernst der Arbeit verhindert.
In Muenchen ist auch mehr und mehr die Lust zu groesseren Veranstaltungen
geschwunden; die Zerwuerfnisse in der Kuenstlerschaft, die Spaltung in
zahlreiche Gruppen
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