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mit seinem Texte zurueckstehen. Von Schriftstellern, deren Erfolge ich einmal als Gipfel des Glueckes betrachtet hatte, sah ich nun auch etliche. Das Wetter ist nie so schlecht, wie es sich vom Fenster aus ansieht, und die Beruehmtheiten sind nie so erhaben, wie man von weitem glaubt. Damals stand allerdings in Berlin kein Dichter im Zenit; Hauptmann hatte Misserfolge gehabt, Sudermann war mit einem Schlager im Rueckstande, neue Goetter gab es nicht, die Saison war flau, und Zugkraft hatte das Unliterarische. Der kleine Cohn - und ein Studentenstueck "Alt-Heidelberg", das verschaemt zurueckgestellt worden war und nun, da man es endlich gab, in Berlin wie in ganz Deutschland einen vollen Sieg errang. Die Kritiker zuckten die Achseln, schuettelten die Koepfe, und zuletzt laechelten sie wohlwollend. _Sudermann_ lernte ich in einer Abendgesellschaft kennen. Er wollte mir anfangs etwas zu dekorativ vorkommen, wie jener Mann in den "Fliegenden Blaettern", den die Hausfrau stets unter ein Makartbukett setzte, aber im Gespraeche zeigte er gewinnende Natuerlichkeit, und ich bat ihm heimlich das Vorurteil ab. Mit seinem Koaetanen, dem alten Feuilletonisten _Pietsch_, trieb die Berliner Damenwelt einen seltsamen Kultus. Er schrieb Plaudereien ueber gesellschaftliches Leben, berichtete ueber Baelle und Toiletten und konnte einer Schoenen die begehrte Sensation verschaffen, in der Zeitung mit einigen schmueckenden Beiworten genannt zu werden. Das reichte hin, um ihn zum Loewen der Ballabende zu machen. Wenn er im Saale auftauchte und mit den lustig zwinkernden Aeuglein Ausschau hielt, umringte ihn sogleich die weibliche Jugend, die zarte wie die reifere, und schnullte den vergnuegten Greis ab, nur um ja bemerkt und genannt zu werden. Als Zeitbild war es erwaehnenswert, wegen seiner Lieblichkeit brauchte man sich den Anblick nicht zu merken. Wie in Muenchen, hatte ich auch in Berlin regeren Verkehr mit Kuenstlern als mit Schriftstellern. Man kam allwoechentlich im kleinen Kreise zusammen und unterhielt sich aufs beste. Gearbeitet wurde viel, und ich konnte wohl sehen, dass man sich hier leichter und in groesseren Massen durchsetzen konnte als in Muenchen. Die Sezession hatte neben ihrer kuenstlerischen auch noch die gewisse oppositionelle Bedeutung, da der Hof in Kunstfragen so bestimmt wie unpassend eingriff. Berlin _W_ trat, wie es ihm zusagte, fuer das Neue ein und empfand sicherlich einigen Reiz in d
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