u sprechen und hielt uns fuer
bildungs- und besserungsfaehig. "Ueber unsere Kraft" hatte in Berlin volles
Verstaendnis gefunden, und viele Angehoerige der preussischen Nation
schrieben sich die Finger schwarz ueber die tiefen Probleme des ersten wie
des zweiten Teiles, und so sah Bjoernson, dass sie auf dem rechten Wege
waren und sich zu einigem Werte durchringen konnten.
Immer leidenschaftlich, setzte er sich ganz fuer eine Sache ein und liess am
Widerparte gar nichts gelten; er besass im hoechsten Mass die Gabe, nur die
eine Seite zu sehen, und war darum ein erfolgreicher Parteifuehrer und
nebenher ein glaenzender Journalist; alles sah er aus bestimmten
Gesichtswinkeln und ordnete es seinem Systeme ein.
Ich besuchte einmal um Ostern 1904 mit ihm das Forum in Rom.
_Professor Boni_ begruesste den illustren Gast aus Norwegen mit romanischer
Hoeflichkeit und wuerdevoller Devotion und machte selbst den Fuehrer.
Wilke und ich gingen hinterdrein.
Als Boni, den die vom preussischen Unteroffiziersgeist angekraenkelten
deutschen Gelehrten fuer einen Scharlatan halten, unter anderem sagte, die
Auffindung eines Altars haette ihn zu der Ueberzeugung gebracht, dass die
Plebejer eine andere Religion als die Patrizier gehabt haetten, dass sie
ueberhaupt eine fremde, von den Roemern unterjochte Nation gewesen seien,
war Bjoernson ueber diese neuen, grossen Gesichtspunkte begeistert, denn mit
unterdrueckten Voelkern hielt er es immer.
Auf dem Heimwege fragte er mich, ob ich ihm kein gutes Buch ueber roemische
Geschichte nennen koenne, "aber", fuegte er bei, "bleiben Sie mir weg mit
diesen deutschen Gelehrten, mit Ihrem Mommsen! Es muss so sein, wie es Boni
darstellte."
Ich erwiderte etwas schnoddrig, dass meines Wissens in Deutschland kein
derartiger Bockmist gedruckt worden sei.
Einen Augenblick war er verdutzt, dann brach er in ein schallendes
Gelaechter aus, und daheim rief er gleich seine herzensgute Frau Karoline
herbei und erzaehlte ihr, dass der "onverschaemte Kaerl" die Erklaerungen des
praechtigen Professors Boni einen Bockmist genannt habe.
Einmal, als ich ihn in der Via Gregoriana besuchte, kam sein Enkel Arne
Langen ins Zimmer und stellte sich ans Fenster. Man hatte von da aus einen
wundervollen Blick auf die Peterskirche, und ploetzlich rief der kleine
Arne, auf die maechtige Kuppel deutend: "Grosspapa, wer wohnt dort?"
"Da wohnt niemand", erwiderte Bjoernson sehr ernst.
"O ja! Da wohnt der liebe Gott
|