a kam ein junger Mann in der Uniform eines bayrischen
Infanteristen, trug einen Stoss Manuskripte, die er fuer den Verlag geprueft
hatte, bei sich und uebergab der Redaktion ab und zu Beitraege; er war sehr
zurueckhaltend, sehr gemessen im Ton, und man erzaehlte von ihm, dass er an
einem Roman arbeite. Der Infanterist hiess _Thomas Mann_, und der Roman
erschien spaeter unter dem Titel "Buddenbrooks".
Mit den literarischen Vereinen kam ich nicht in Fuehlung, ebensowenig mit
den engeren Zirkeln um _Halbe_, _Ruederer_ u. a.
_Otto Erich Hartleben_ lernte ich in einer Gesellschaft kennen; er gab von
Zeit zu Zeit Gastrollen in Muenchen, und man hoerte nach seiner Abreise
Erzaehlungen von endlosen Kneipgelagen, die von froehlichen Philistern, die
sich was darauf zugute taten, noch gehoerig uebertrieben wurden.
Er hatte was vom alten Studenten an sich, auch ein bisschen was vom
gefeierten Genie, um das sich Kreise bilden, aber wenn er nach einer Weile
die Geste beiseite liess, konnte man sich an dem Frohsinn des hochbegabten,
warmherzigen Menschen erfreuen. Zuletzt traf ich ihn in Florenz, im
Fruehjahr 1903, aufgelegt wie immer zum Schwaermen und Pokulieren, aber jede
froehliche Stunde musste er mit koerperlichen Schmerzen bezahlen, und er sah
recht verfallen aus.
Bald nach meinem Eintritt in die Redaktion des "Simplicissimus" lernte ich
_Bjoernstjerne Bjoernson_ kennen.
Das heisst, um es respektvoller auszudruecken, ich wurde ihm vorgestellt,
und er hatte die Guete, mir etwas Wohlwollendes ueber ein paar Gedichte zu
sagen.
Er gehoerte zu den Maennern, die koerperlich groesser aussehen, als sie sind,
und die man stets ueber andere wegragen sieht; in der groessten Gesellschaft
musste sogleich der Blick auf ihn fallen, und das wusste er und hielt was
darauf. Er sah imponierend aus mit seiner geraden Haltung, mit den
blitzenden Augen unter buschigen Brauen, die ein bisschen ueber die kleinere
Menschheit wegsahen, mit den schlohweissen Haaren auf dem stolz getragenen
Haupte. Im Gespraeche mit uns war er so was wie wohlaffektionierter Koenig,
aber er konnte auch aus sich herausgehen und derb und herzlich lachen.
Wer bei ihm zu Besuch in Aulestad gewesen war, ruehmte seine zwanglose
Gastfreundschaft; hier in Muenchen war er schon etwas Vertreter einer
fremden Grossmacht und kritisch und misstrauisch gegen den
Unteroffiziersgeist, den er diesseits der schwarzweissroten Pfaehle
witterte. Damals war er auf Deutschland gut z
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