ren Abend, ausbrach, lag sie doch jetzt in theilnahmloser
Stumpfsinnigkeit, ohne sich um Mutter oder Gatten zu kuemmern oder auch nur
nach ihnen zu fragen, auf ihrem Lager, und hielt Stunden lang die Haende
fest gegen die fiebrische Stirn gepresst. Leupolds Mutter, so wie sich
diese nur in etwas von dem erneuten Anfall der Seekrankheit erholt, und
Hedwig, die sich jeden Augenblick Zeit abstahl bei der Kranken zu sein,
pflegten sie unermuedlich, und thaten Alles was in ihren Kraeften stand,
ihren Zustand zu erleichtern, aber auch das war nur sehr wenig, und dieser
selbst von dem jungen Donner -- denn Hueckler hatte ihn lange aufgegeben --
fuer hoffnungslos erklaert. Uebrigens bekam sie, auf Georg Donners
ernstliche Vorstellungen an den Capitain, der im Anfang nicht darauf
eingehen wollte, ihre Kost jetzt einzig und allein aus der Cajuete. Lieber
Gott, es war wenig genug was sie davon geniessen konnte.
Leupold selber hatte bis jetzt das Unglueck das ihn betroffen mit grosser
Standhaftigkeit ertragen, und war nicht von dem Lager der Kranken gewichen
Tag und Nacht; hatte er ja doch noch immer eine Hoffnung, dass sich sein
Weib erholen koenne, und ihm erhalten bliebe. Als aber auch diese ihn
zuletzt verliess, und sich ihm die Gewissheit des unersetzlichen Verlustes
endlich aufzwang, da brach die Kraft des starken, besonnenen Mannes auch
zusammen, und er weinte wie ein Kind. Vergebens blieben alle Troestungen
der uebrigen Passagiere, die, mit wenigen Ausnahmen, innigen Antheil an
seinem Schmerze nahmen; was er sich selber vorzuwerfen hatte, oder zu
haben glaubte, fuehlte er auch allein und am schaerfsten, und vermochte dem
ueber ihn hereingebrochenen Unglueck nicht die Stirn zu bieten. Laut klagte
er sich jetzt selber an, leichtsinnig und thoericht sein Glueck in der
Heimath von sich geworfen und mit Fuessen getreten, ja _durch_ seinen
Leichtsinn die eigene Frau die ihm nur mit Widerstreben gefolgt, getoedtet
zu haben, und sass dann wieder halbe Tage lang dumpf vor sich hinbruetend an
Deck, den Kopf auf die Reiling gelehnt, und ass und trank nicht, antwortete
nicht wenn man ihn fragte, und schaute stier und unverwandt in's Meer.
Am gluecklichsten von allen Zwischendeckspassagieren schien der junge
Dichter und "Schriftgelehrte" Theobald -- wie ihn Steinert nannte -- die
Zeit an Bord zu verleben. Seinem eigenen Ausdruck nach flog er wirklich
wie eine Biene von Blume zu Blume Honig einzusammeln, d. h. er machte sich
nach der Re
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