ihn den Mund fast von einem Ohre bis zum andern.
"Die Nachtigall?" wiederholte Eduard etwas verdutzt.
"Nun Sie meinen doch den kleinen grauen Mann mit dem spitzen
Muetzenschilde?" lachte der Kellner.
"Ja wohl, denselben."
"Nun ja, das ist ein sonderbarer Kautz, der schon acht Tage bei uns wohnt.
Er heisst Schultze und will mit der Haidschnucke nach Amerika."
"Mit der Haidschnucke? -- mit der wollen ja auch wir fort" -- rief Eduard
rasch -- "also segelt sie noch nicht morgen in aller Frueh?"
"Ich glaube nicht" sagte der Kellner, "sonst waere die Nachtigall doch
schon laengst nach Bremerhafen hinauf -- auf wann war sie denn angezeigt?"
"Auf morgen frueh -- bestimmt."
"Ah da haben Sie noch Zeit genug," gaehnte der Kellner -- "_unter_ acht
Tagen gehn Sie dann gewiss noch nicht in See."
"_Acht_ Tage?" rief Eduard erschreckt -- "das waere eine schoene Geschichte
wenn wir hier noch acht Tage im Wirthshaus liegen sollten."
"Lieber Gott" meinte der Kellner, eine Parthie abgegessener Teller von
einem der Nachbartische aufnehmend und damit fortgehend -- "die Auswanderer
liegen hier manchmal vier und sechs Wochen, ehe ihr Schiff segelt."
"Das waeren traurige Aussichten" sagte Anna, die nicht weit von Eduard sass,
und des Kellners Bemerkung gehoert hatte -- "da haetten wir uns freilich die
letzten Tage in Heilingen nicht so entsetzlich abzuhetzen brauchen."
"Was weiss der Kellner davon" troestete sie aber Eduard; "apropos, der
kleine graue Mann, der uns da gerade gegenuebersass und Mutter immer so
anstarrte, geht auch mit der Haidschnucke nach New-Orleans?"
"Um Verzeihung," fiel hier ein anderer Fremder, der an einem benachbarten
Tisch sass, ein, sich im Stuhl etwas zurueckbiegend -- "habe ich recht gehoert
und gehen Sie wirklich mit der Haidschnucke nach New-Orleans?"
"Allerdings" erwiederte ihm Eduard -- "wir haben unsere Passage auf dem
Schiff genommen."
"Ah, das ist mir doch ungemein angenehm" erwiederte der Fremde sich rasch
vollstaendig gegen die Damen herumdrehend; "da bin ich so frei mich Ihnen
als kuenftigen Reisegefaehrten gehorsamst vorzustellen."
Die Damen verbeugten sich leicht gegen den sich selber Einfuehrenden, und
Frau Professor Lobenstein wollte ihn eben fragen ob er etwas Bestimmtes
ueber die Abfahrt des Schiffes wisse, er liess sie aber gar nicht zu Worte
kommen, und fuhr rasch, seinen Stuhl jetzt vollstaendig zu ihrem Tische
rueckend, fort:
"Ist mir doch wirklich sehr angenehm
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