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ere Monate, in denen ich mir Gewalt antun musste, um eine Zuversicht zur Schau zu tragen, die ich aufgegeben hatte. Im darauffolgenden Juni ging ich hinter dem Sarge meiner Mutter her. Lange Zeit klang mir ihre muede Stimme in den Ohren, mit der sie mich fragte, was der Arzt nach dem Besuche gesagt habe, lange Zeit sah ich ihr Laecheln, mit dem sie meinen troestenden Bericht anhoerte, und eigentlich bin ich heute noch nicht darueber weggekommen, dass sie sterben musste, bevor sie irgendeinen Erfolg gesehen hatte. In ihren letzten Tagen konnte ich ihr noch eine Zuschrift der "Augsburger Zeitung" und einige Artikel vorlesen, und sie legte ihre abgemagerte Hand in die meine. "Es wird alles recht werden", sagte sie und nickte mir freundlich zu. Ich kehrte nach Muenchen zurueck, wo ich eine Konzipientenstelle bei einem Rechtsanwalt angenommen hatte. Zweifel ueber das, was ich nun eigentlich tun sollte, drueckten mich schwer; unselbstaendig bleiben, hiess Zeit verlieren, in der Hauptstadt eine Praxis eroeffnen, war aussichtslos, und mir fehlten zum Abwarten alle Mittel; in Traunstein anzufangen, sagte mir auch nicht zu. So dachte ich bald an dies, bald an jenes, kam zu keinem Entschlusse und fuehlte mich ungluecklich. An einem Augustabende fuhr ich mit einem Freunde nach Dachau, um von da weiter nach Schwabhausen zu gehen. Wie wir den Berg hinaufkamen und der Marktplatz mit seinen Giebelhaeusern recht feierabendlich vor mir lag, ueberkam mich eine starke Sehnsucht, in dieser Stille zu leben. Und das Gefuehl verstaerkte sich, als ich andern Tags auf der Rueckkehr wieder durch den Ort kam. Ich besann mich nicht lange und kam um die Zulassung in Dachau ein. Alte Herren und besorgte Freunde rieten mir ab, allein ich folgte dem ploetzlichen Einfalle, und ich hatte es nicht zu bereuen. Mit nicht ganz hundert Mark im Vermoegen zog ich zwei Monate spaeter im Hause eines Dachauer Schneidermeisters ein und war fuer den Ort und die Umgebung das sonderbare Exemplar des ersten ansaessigen Advokaten. Als ich beim Vorstande des Amtsgerichtes meinen Besuch machte, strich der alte Herr seinen langen, grauen Schnauzbart und sagte brummig: "So? Sie san der?" Er versprach sich offenbar weder Nutzen noch Annehmlichkeit von der neuen Erscheinung, und als echter Oberpfaelzer hielt er mit seiner Meinung nicht hinterm Berge. Wir haben uns spaeter gut vertragen und verstanden. [Illustration: Thoma als Anwalt in Dach
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