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aussterbenden Rasse, der urbayrischen Landrichter aelterer Ordnung, kennen und schaetzen lernte. Er stand gut mit den Bauern. Seine Derbheit verletzte sie nicht, ja ich glaube, sie hatten Spass an seiner Art, alle Dinge beim rechten Namen zu nennen, und an Schrannentagen hatte er viel Zuhoerer. Immer hatte man den Eindruck, dass er es gut meinte; am besten, wenn er Leute, die wegen eines Schimpfwortes Prozesse anfingen, so zusammenstauchte, dass sie aus dem Gerichtssaal verletzter herauskamen, als sie hineingegangen waren. Von der einmal sprichwoertlichen Prozesswut der Bauern merkte ich kaum mehr etwas; insbesondere waren die Grundstreitigkeiten fast ganz verschwunden. Gerade die Wohlhabenden und Angesehenen in den Gemeinden redeten immer zum Frieden, wenn Zwistigkeiten ueber Wege und Fahrtrechte entstehen wollten. Auch von dem grossen Einflusse der Geistlichkeit wurde und wird mehr erzaehlt, als wahr ist. Ich fand, dass sich die Bauern in Gemeindeangelegenheiten recht ungern dareinreden liessen und dass sich eifrige Pfarrer damit schnell missliebig machten. Hier wusste jeder einzelne, was er wollte, und konnte sich ueber die Folgen eines Beschlusses ein Urteil bilden; sich zu beugen und gegen die eigene Meinung Gehorsam zu leisten, lag den Leuten ganz und gar nicht im Sinne. Gewiss waehlten sie, bevor die Caprivischen Handelsvertraege abgeschlossen wurden, fast ausnahmslos die klerikalen Kandidaten in den Landtag und in den Reichstag. Weil sie sich mit Politik nicht befassten, weil sie bei keiner andern Partei die Interessen ihres Standes beruecksichtigt sahen und weil Pfarrer wie ultramontane Kandidaten immer noch die einzigen waren, mit denen sie Fuehlung hatten. Das wurde anders, als infolge jener Handelsvertraege die Getreidepreise stark zurueckgingen und der Bauernbund gegruendet wurde. Der eingewurzelte Respekt vor der Geistlichkeit, ueber den man so viel hoeren konnte, war wie weggeblasen, und der Zorn wurde nicht im mindesten durch Ruecksichten in Schranken gehalten. Geistliche, die damals in Versammlungen auftraten, mussten mit Staunen wahrnehmen, wie ihnen ein grimmiger Hass entgegengebracht wurde. Sie kannten dieses Volk nicht mehr. Sie hatten es unterschaetzt, hatten an eine Fuegsamkeit geglaubt, die dem Stamme fremd war, und die Erfahrungen, die man nunmehr machte, uebten einen starken, nachhaltigen Einfluss auf die Haltung des Zentrums aus. Auffaellig war, wie viele schlagfertige,
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