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In den ersten Tagen wartete ich mit Beklemmung auf Klienten. Auf den
Schrannentag hatte ich meine Hoffnungen gesetzt, und es kam auch ein
stattlicher, wohlgenaehrter Bauer in die Kanzlei, setzte sich auf mein
Ersuchen und erzaehlte irgendwas von einem alten Kirchenweg.
Als ich zur Feder griff, legte er seine Hand auf meinen Arm und sagte:
"Net schreib'n! Na ... na ... net schreib'n!"
Ich verstand, dass er bloss gekommen war, um den neuen Advokaten kostenlos
anzuschauen; nach seiner Meinung war die Sache erst brenzlig, wenn was
geschrieben wurde.
Er ging und versprach wiederzukommen.
Die Tage schwanden, die Mittel auch, und ich wurde aengstlich.
Noch dazu hatte ich Schulden gemacht, als der Vertreter einer Buchhandlung
zu mir gekommen war und mich bestimmt hatte, eine Bibliothek anzulegen.
Als ich schon recht verzagt wurde, kam ein Lehrer aus der Pfaffenhofener
Gegend und uebertrug mir seine Verteidigung in einem Beleidigungsprozesse,
den ihm Buergermeister und Bezirksamtmann aufgehaengt hatten.
Ich erfuhr bald, warum der Mann aus einem andern Bezirke just mich
ausgesucht hatte; in der Bahn war ihm von dem Reisenden der Buchhandlung
der junge Dachauer Anwalt so geruehmt worden, dass er seine Fahrt nach
Muenchen unterbrach und in Dachau ausstieg.
Von nun an ging's, wenn auch nicht ueber alle Massen gut, doch ordentlich
und so, dass ich nach einer Weile die alte Viktor einladen konnte, mir den
Haushalt zu fuehren. Sie kam mit Freuden, und wenn's auch nicht beim
Oberfoerster in der Vorder-Riss war, so war es doch im ersten selbstaendigen
Hauswesen des Herrn Anwalts, den sie als Kind auf dem Arm getragen hatte.
Als "d' Frau Mutter" genoss sie Ansehen und Vertrauen bei allen
Bauernweibern, die ein Anliegen zu mir fuehrte und die nach der Aussprache
mit mir erst noch die richtige und ausgiebige mit ihr in der Kueche
abhielten.
Und jede brachte, wie es damals schoener Brauch war, etwas im Korbe mit,
einen Gockel oder eine fette Ente oder, in Blaetter eingeschlagen, frische
Butter.
Ihre alte Tugend, taetigen Anteil am Leben zu nehmen, hatte Viktor nicht
abgelegt, und sie kuemmerte sich um Gang und Stand der Prozesse, besonders,
wenn es eine ihrer Schutzbefohlenen recht dringlich gemacht hatte.
Eine besondere Freude war es ihr, wenn sie Klagen oder Erwiderungen
abschreiben durfte.
Dann sass die Alte stundenlang an ihrem Schreibtische, ganz eingenommen von
der Wichtigkeit ihrer Aufgabe und ihrem A
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