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hen machten. Neben den Eroberern der Buehne, Hauptmann und Sudermann, neben Liliencron die Dehmel, Hartleben, Schlaf, Holz; und von der freien Buehne las man von Schlenther und Brahm. M. G. Conrad, dem es nie am Brustton fehlte, war in seiner "Gesellschaft" bemueht, in Muenchen die Schlaefer zu wecken. Es war damals sehr viel die Rede vom Naturalismus und Realismus im Gegensatze zum Idealismus, der dahinsiechte. Auch an Stammtischen sprach man darueber und aeusserte Gram ueber das "Aufsuchen des Schmutzes", wie ueber das Schwinden idealer Anschauungen, und da im "Herzl" etliche Maler einkehrten, setzte man Seufzer ueber den Impressionismus drauf. Ich trat keck fuer das Neue ein, und wenn der Streit lichterloh brannte, war ich sehr unzweideutig und liess Worte fahren, die Staunen und Unbehagen erregten. Das Bemerkenswerteste an den Diskussionen war das Interesse, das man in Muenchen auch in Kreisen fand, die sich anderswo sicherlich nicht um kuenstlerische Streitfragen kuemmerten. Im Dezember begann die letzte Pruefung, die ich abzulegen hatte, der gefuerchtete Staatskonkurs. Ich eilte jeden Morgen, noch bevor es hell wurde, in die Schrannenhalle, half andern und liess mir helfen, schrieb Kommentarstellen ab und fand, dass auch diesmal das Wetter nicht so schlecht war, wie es von weitem ausgesehen hatte. Ich habe mich damals zum ersten, aber auch zum letzten Male ueber Rechtslagen mit einer gewissen Leidenschaftlichkeit verbreitet, wenn ich in der Mittagspause das Pruefungslokal verliess. Die Aufsicht wurde milde gehandhabt; man konnte sich fast ungestoert unterhalten, sich Mitteilungen zukommen lassen, ja, wenn es die Zeit erlaubte, auch einmal die Arbeiten zum Vergleiche zuschieben. Unvergesslich bleibt mir ein phlegmatischer Kollege, der mit einem stumpfsinnigen Laecheln unserm Eifer zusah und selber kaum etliche Worte hinmalte. Ich bot ihm mitleidig einen Bogen an, den ich schon hastig vollgeschrieben hatte. Er schob ihn mir zurueck und sagte: "Does hilft mir aa nix." Ich verstand seine Resignation, als ich erfuhr, dass er der einzige Sohn eines reichen Muenchner Hausherrn waere und keinen Wert auf eine glaenzende Laufbahn legte. Nach etlichen Wochen war die Pruefung beendet, und ich fuhr heim. Mit tiefem Schmerze musste ich sehen, wie meine Mutter, die seit dem Sommer kraenkelte, in ihren verfallenen Zuegen die Spuren eines nahen Endes zeigte. Ich blieb in Seebruck, und es folgten bitt
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