aber bald musste er auch diesen Gedanken
aufgeben.
Die Bevoelkerung Roms zaehlte, dank dem Praefekten, mehr waffenfaehige und
waffengeuebte Maenner denn seit manchem Jahrhundert: und stuendlich
ueberzeugte sich der Koenig, von welcher Gesinnung diese beseelt waren.
Schon jetzt hielten die Roemer kaum noch ihren Hass wider die Barbaren
zurueck: es blieb nicht bei feindlichen und hoehnischen Blicken: schon
konnten sich Goten in den Strassen nur in guter Bewaffnung und grossen
Scharen blicken lassen: taeglich fand man vereinzelte gotische Wachen von
hinten erdolcht.
Und Witichis konnte sich nicht verhehlen, dass diese Elemente des
Volksgeistes gegliedert und geleitet waren von schlauen und maechtigen
Haeuptern: den Spitzen des roemischen Adels und des roemischen Klerus. Er
musste sich sagen, dass, sowie Belisar vor den Mauern erscheinen werde, das
Volk von Rom sich erheben und mit dem Belagerer vereint die kleine
gotische Besatzung erdruecken wuerde.
So hatte Witichis den schweren Entschluss gefasst, Rom, ja ganz
Mittelitalien aufzugeben, sich nach dem festen und verlaessigen Ravenna zu
werfen, hier die mangelhaften Ruestungen zu vollenden, alle gotischen
Streitkraefte an sich zu ziehen und dann mit einem gleich starken Heere den
Feind aufzusuchen.
Er war ein Opfer, dieser Entschluss.
Denn auch Witichis hatte sein redlich Teil der germanischen Rauflust und
es war seinem Mut eine herbe Zumutung, anstatt frisch drauf loszuschlagen,
zurueckweichend seine Verteidigung zu suchen. Aber noch mehr. Nicht
ruehmlich war es fuer den Koenig, der um seiner Tapferkeit willen auf den
Thron des feigen Theodahad gehoben worden, wenn er sein Regiment mit
schimpflicher Flucht begann: er hatte Neapolis verloren in den ersten
Tagen seiner Herrschaft: sollte er jetzt freiwillig Rom, die Stadt der
Herrlichkeiten, sollte er mehr als die Haelfte von Italien preisgeben? Und
wenn er seinen Stolz bezwang um des Volkes willen, - wie musste das Volk
von ihm denken? Diese Goten mit ihrem Ungestuem, ihrer Verachtung der
Feinde! Konnte er irgend hoffen, ihren Gehorsam zu erzwingen? Denn ein
germanischer Koenig hatte mehr zu raten, vorzuschlagen, als zu befehlen und
zu gebieten. Schon mancher germanische Koenig war von seinem Volksheer
wider seinen Willen zu Kampf und Niederlage gezwungen worden. Er fuerchtete
ein Gleiches: und schweren Herzens wandelte er einst des Nachts im Lager
zu Regeta in seinem Zelte auf und ab.
Da nahten hastige Schri
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